Ritchey Superlogic Carbon Link Flexlogic Carbon Sattelstütze – Testfazit: von MiMü

Seit unserem Testintro und den nachfolgenden Ersten Eindrücken ist mittlerweile einige Zeit vergangen – Zeit, um ein Fazit zu ziehen.

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„Straßentest“

Wie bereits in den Ersten Eindrücken angekündigt, habe ich die mittlerweile Sattelstütze auch auf dem Rennrad getestet, um das von Ritchey versprochene Komfortplus auch hier „erfühlen“ zu können. Insgesamt 350km war sie an meinem Kona Honky Tonk Renner in Verwendung, mit durchaus positivem Ergebnis.

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Normalerweise verwende ich am Rennrad eine Race Face Next SL Stütze, ebenfalls aus Carbon, und ebenfalls mit 27,2m Durchmesser. Betrachtet man die Dicke des Carbons der beiden Sattelstützen mit der Schublehre, dann erkennt man, dass die RITCHEY nicht nur dünnwandiger baut, sondern sich auch mit unterschiedlichen Wandstärken behilft. 20 RITCHEY FlexlogicWährend bei der RACE FACE die Wandstärke rundherum gleich ist, Ritchey verwendet seitlich mehr Material als an Vorder- und Hinterseite. Der Innendurchmesser ist als Folge leicht oval.

In der Praxis ist der Unterschied auf der Straße durchaus fühlbar. Während die Race Face Stütze bei Straßenunebenheiten gefühlt keinen Millimeter nachgibt, „flext“ die Ritchey merklich nach hinten und mindert auf diese Weise die Stoßspitzen.

Auf Dauer (sprich Kilometer) gesehen bin ich mit der Ritchey entspannter und mit weniger Schmerzen im Damm-/Beckenbereich gefahren. Also ein deutliches Komfortplus – Ritchey hat nicht zu viel versprochen. Ob es sich wirklich um 15% mehr Flex im Vergleich zu einer herkömmlichen Ritchey WCS Carbon Sattelstütze kann ich nicht beurteilen.

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Die Geschichte mit der ungewollten Sattelverstellung:

Über die ungewollte Sattelverstellung durch einen Stoß von oben haben wir ja bereits in den „Ersten Eindrücken“ und in Olis Ritchey Trail Komponenten-Test berichtet. 7 RITCHEY FlexlogicNachdem ich die Kontaktstellen von Stütze und Klemmkopf mit reichlich Carbon-Montagepaste eingepinselt und das Ganze mit dem vorgeschriebenen Drehmoment von 16Nm wieder zusammengebaut hatte, blieb der Sattel die restliche Testzeit an der gewünschten Position. Wenn man die Klemmmung als wirklich bis nahe ans maximale Drehmoment klemmt, bleibt der Sattel wohl doch verstellsicher.
Dennoch stellt diese Bauweise für mich ein Kritikpunkt dar. Dass Ritchey bei einem gut 200.- teuren Bauteil keine verstellsicherere Sattelklemmung bietet, ist mir persönlich schon negativ aufgefallen. Hier sollte RITCHEY nachbessern.

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Optik, Haptik und Finish haben trotz des häufige Absenken der Stütze bei meinen Trail-Touren überhaupt keinen Schaden davon getragen. Kein einziger Kratzer, keine Riefen, nichts. Selbst das ungewollte Durchrutschen des Sattels nach hinten/unten bei voll angezogener Verstellschraube hat zu keinem Schaden an Material oder Finish geführt. Auch die angebrachte Höhenskala wirkt wie neu und erleichtert nach wie vor das Einstellen der korrekten Sattelhöhe. Keine meiner bisher verwendeten Stützen hat das Auf und Ab im Sattelrohr, den gleichzeitigen Beschuss mit Steinen, Schmutz, Sand, etc. derart schadlos überstanden. Weshalb Olis Testmuster ein so frühes Abblättern des Klarlacks besaß, kann ich mir nur durch einen Fertigungsfehler erklären. Bei mienem testmuster war das Finish im Gegensatz dazu extrem haltbar. Dafür ein großes Plus!

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Testfazit:

Mit der RITCHEY Superlogic Flexlogic Carbon hat RITCHEY ein richtig heißes Eisen im Feuer. Für den Gegenwert von 199.- UVP bekommt der Käufer ein sauber verarbeitetes Bauteil, das durch seine matt-schwarze, unaufdringliche Optik besticht. Das Verhältnis Preis/Leistung geht für mein Empfinden voll in Ordnung, zumal der versprochene Komfortgewinn für mich durchaus „fühlbar“ ist.

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Wer seinem Hinterteil mal etwas mehr Komfort gönnen möchte, dürfte in der RITCHEY Stütze eine gute Option dafür finden. Häufiges Verstellen der Sattelhöhe, typisch matschig-nasse Herbsttouren oder der Einsatz am Renner konnten der Stütze nichts anhaben, die Oberfläche sieht aus wie neu. Auch die Sattelgestellaufnahme sowie die dazugehörenden Schrauben lassen keine erwähnenswerten Abnutzungserscheinungen erkennen. Richtig leicht ist sie mit ihren 174 g für die vollen 400 mm Länge außerdem.
Einziger Kritikpunkt meinerseits betrifft die nicht optimal gelöste Sattelfixierung. Mit wenig Aufwand, etwa durch Aufrauen der Kontaktflächen oder eine feine Rasterung auf beiden Oberflächen, könnte Ritchey hier leicht Abhilfe schaffen und potentiellem Frust auf Tour vorbeugen.

MiMü