TREK Stache 9 (29+ Bike) – Testfazit: von JeffJ
(Vorwort von c_g: Nachdem wir euch das TREK Stache 9 vorgestellt haben, kam Grannygear nach seiner zeit auf dem Bike zu einem stark differenzierten und ganz persönlichen Urteil des Bikes im Speziellen und des 29+ Formats im Allgemeinen. Seither war unser tester JeffJ sehr viel mit dem außergewöhnlichen 29+ Hardtail unterwegs und wie es scheint ware die beiden wie füreinander gemacht – doch hier zu seinen Erfahrungen)

„Das TREK Stache ein Bike für schwere Jungs?!“

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Ich bin ein bekennender Fan des originalen TREK Stache, fahre seit 2013 eines und bin sehr glücklich damit. Als das neue Stache dann rauskam – mit einer noch radikaleren Geometrie und den 29+ Laufrädern war ich zugleich erfreut, wie auch skeptisch. Ich war ein wenig verwundert, dass TREK dieses in meinen Augen gute 29er-Hardtail so grundlegend überarbeitet hat, aber auch neugierig auf den Test. Ich bin immer noch der Ansicht, dass TREK das alte Stache genauso gut hätte weiterlaufen lassen können und die 29+ Version unter einem ganz neuen Namen hätte bringen können, aber das ist letztlich irrelevant.

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Doch als Einstieg meine wichtigsten Fragen zum 2016er TREK Stache:

  • Sind die Plus-Formate eher eine Nische für Extravaganz oder haben sie echte Vorteile für den Normal-Biker auf unterschiedlichen Trails?
  • Hat so ein Bike das Potential als „einziges Bike“ zu dienen und kann man es wirklich als vollwertiges Trailbike nutzen?
  • Ist die Extravaganz der extrem kurzen Kettenstreben es wert dafür auf die Option vorne einen Umwerfer zu fahren zu verzichten?
  • Macht es Spaß so ein Bike zu fahren?

TREK ist bekannt dafür, dass sie ihre Bikes voll durchdenken. So ist der Einsatz der Boost-Naben hier nicht nur ein sinnvoller Weg um die Riesenräder in diesem Rahmen unterzubringen, es macht das Laufrad auch steifer und haltbarer und außerdem das Bike zukunftssicher, denn Boost wird über kurz oder lang auf allen High-End Bike szu finden sein.
9 TREK StacheDie austauschbaren und verschiebbaren Stranglehold Ausfallenden erlauben eine Fülle von Laufradgrößen (29+, 29er und 27,5+) und Antriebssystemen (Kettenschaltung, Singlespeed, Belt und Getriebenabe). Obwohl wir im Rahmen dieses Tests weder die Zeit noch das Material hatten um alle dieses Optionen auch wirklich auszuprobieren, so finde ich es doch toll dass die Entwickler an all die Optionen gedacht haben.

Beim TREK Stache 9 passt aber auch die Ausstattung: Die KS eThirty Integra Dropper-Stütze ist ein absolutes Muss an einem solchen Bike. Sie hat auch währedn des Tests perfekt funktioniert. Ach die übrigen Komponenten waren sinnvoll ausgewählt, auch wenn mir ein paar Dinge an unserem XL Rahmen besonders aufgefallen sind. Bei meiner Statur und den großen Laufrädern haben die Bremsen eine schwere Aufgabe und daher plädiere ich dafür, das man die Rotorgröße der Bremse auch mit der Rahmengröße wachsen lässt – die 180er Scheiben waren bei mir doch mitunter etwas überfordert. Genauso mit den Griffen und der Lenkerbreite. Ein XL Fahrer hat hier normalerweise andere Anforderungen und so sollten diese Komponenten mit der Rahmengröße auch anwachsen und nicht nur der Rahmen allein. Ein paar hersteller habne das schon erkannt, aber es sollte eigentlich eher die Regel, als die Ausnahme sein.
Außerdem hat bei mir der XD-Freilauf mit der zeit leichte Knarzgeräusche entwickelt, die ich aber mit einmal Nachfetten schnell wieder im Griff hatte.

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Das TREK Stache 9 mit Ausblick auf den Big Bear Lake in Südkalifornien.

Alles in allem sind das aber nur sehr milde Kritikpunkte. Ein eher grundsätzliches „Problem“ ist aber, dass man an dem Bike keinen Umwerfer montieren kann. Gerade für Fahrer, die sehr viel sehr steile Anstiege fahren, kann einen das 1×11 Bike mit dem riesigen Radumfang schnell an die Grenzen bringen. Hier hilft nur auf ein kleineres Kettenblatt zu wechseln, was sich dann aber wieder auf die maximale Geschwindigkeit auswirkt – Ein Grundsatzproblem der 1-fach Antriebe.Wenn man aber bemüht ist ein 29+ BIke mit Kettenstreben von 420 mm zu bauen, geht es nicht ohne Kompromisse und in dem Fall war es die Option der Umwerfermontage, die sterben musste.
Normalerweise würde ich das stärker kritisieren, aber der Kompromiss war eben nötig um ein Bike hervorzubringen, das einfach Unmengen von Spaß auf dem Trail macht! Letztlich war für mich der 1×11 Antrieb in 95° der Fälle absolut ausreichend und die übrigen 5° sind angesichts des Fun-Faktors auf dem Bike leicht zu verschmerzen … finde ich.

Womit wir zum Handling des Bikes kommen:

Als der schwere, große und aggressive Fahrer, der ich bin, habe ich nach ein wenig Herumexperimentieren en Reifendruck von ca. 1,2 bar für mich als optimal erkannt. Niedriger und das Bike hat angefangen sich beim Treten aufzuschaukeln. Ein wirklich schwammiges Fahrgefühl hat sich dank der breiten SUN RINGLÈ Mulefüt Felgen erst unter 0,9 bar eingestellt. Auf dem schnellen und eher flowigen Trail direkt hinter meinem Haus bin ich runter noch nie so schnell unterwegs gewesen wie mit dem TREK Stache 29+. Das Bike erzeugt einfach eine derart hohes subjektives Sicherheitsgefühl, dass es fast schon beängstigend ist.

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Auch wenn die großen 3-Zoll breiten Reifen eine Menge Unebenheiten schlucken, bleibt das Stache ein Hardtail mit allen Konsequenzen. Doch die Plus-Reifen haben noch eine andere Eigenart die ursächlich mit dem Luftdruck zusammenhängen: Bei langsamer Fahrt über wellig, unebenes Gelände kam es bei mir immer wieder zu ungewohnten und ungewollten Wippeffekten und Aufschakeln, was sich auch durch Anpassen des Luftdrucks nur bedingt unterbinden läßt. Hier schient es einen gewissen Frequenzbereich zu geben, der je nach Gelände und Geschwindigkeit einfach unangenehm ist. Passt man die Geschwindigkeit etwas an, verfliegt der Effekt. Ergo – einfach schneller fahren ;-).

Was bei den Plus-Reifen auch sehr positiv ist – neben der schon vielzitierten Traktion, ist der geringe Schlupf, den man damit hat. Auch auf sonst losem oder sandigem Untergrund verliert man nur sehr wenig Energie durch Deformation des Untergrundes. Gerade auf losem Schotter und sandigem Boden ein echter Vorteil für den Fahrer, der Karft spart statt sie zu rauben.

Normalerweise behandle ich die Uphill-Eigenschaften eines Bikes vor dem Downhill – schließlich muss man meistens zuerst hochtreten, ehe man die Abfahrt genießen darf …

Ich würde nicht sagen, dass das TREK Stache 9 darin negativ aufgefallen wäre, aber die großen Laufräder hindern defintiv beim schnellen Antritt, auch wenn ich den Effekt schlimmer erwartet hätte. Egal wie man es dreht, das Bike wiegt immerhin 12,75 kg und einiges dieser Masse leigt auch in den Laufrädern begründet. Dafür sind technische Ansteige damit um Welten leichter, denn man muss sich kaum mehr um die Linienwahl kümmern. Man rollt einfach (fast) überall drüber und hoch. Kleinere Felskanten und Wurzeln zwangen mich kaum mehr zwischen ihnen hindurch zu zirkeln und loser Untergrund war ebenfalls deutlich einfacher zu meistern. Nur der für mich zu schwere Berggang brachte mich manchmal an meine Grenzen.

Während die Plus-Bikes unter anderen Fahrern oft unproportioniert aussehen, habe ich von einigen Freunden den Kommentar gehört, dass das 21“ TREK Stache 9 unter mir ganz normal aussehen würde. Und nach dem test kann ich bestätigen, dass es sich für mich auch ganz normal angefühlt hat. Sicher spielt dabei auch meine Statur eine Rolle, und ich möchte nicht behaupten, dass ein kleinerer Fahrer so ein Bike genauso erleben muss, mir aber hat das TREK Stache 9 sehr gut gefallen.

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Unter JeffJ sieht das TREK Stache 9 in 21″ wie ein „ganz normales“ BIKE aus.

Und damit wäre ich wieder bei den anfangs gestellten Fragen:

  • Sind die Plus-Formate eher eine Nische für Extravaganz oder haben sie echte Vorteile für den Normal-Biker auf unterschiedlichen Trails?
    Vor dem Test, war das TREK Stache 9 klar mehr ein Nischenbike, als ein echtes Mountainbike, aber mittlerweile sehe ich es genau andersherum: Das BIKE kann aus meiner Sicht fast alles und sehr vieles sogar besser.
  • Hat so ein Bike das Potential als „einziges Bike“ zu dienen und kann man es wirklich als vollwertiges Trailbike nutzen?
    Je mehr ich das TREK Stache gefahren bin, umso wohler habe ich mich damit gefühlt. Auch wenn es mir anfangs nicht leicht gefallen ist, so musste ich doch eingestehen, dass dieses Bike für mich sehr wohl das Potential hat als „Einziges MTB im Stall“ seine Dienste zu verrichten und für mich sogar noch besser war als mein gutes und geliebtes Stache 29er.
  • Ist die Extravaganz der extrem kurzen Kettenstreben es wert dafür auf die Option vorne einen Umwerfer zu fahren zu verzichten?
    Ich glaube TREK ist bei der Entwicklung des Stache ganz bewusst den Kompromiss eingegangen auf eine Umwerfermontage zu verzichten und nach meiner Zeit auf dem Bike gebe ich offen zu, dass diese Philosophie gut begründet ist. Eine 1×11 schaltung ist wohl nicht für jedermann perfekt und hat auch für mich ihre Grenzen, aber ich glaube fast jeder kann sich damit arrangieren – ganz besonders, wenn das Bik einfach so viel Spaß auf dem Trail macht wie das 2016er TREK Stache.
  • Macht es Spaß so ein Bike zu fahren?
    (Tester rennt raus und geht mit dem TREK Stache 9 noch einmal biken …

RIDE ON,
JeffJ