DEANEASY Doppelkammersystem – Testintro: von c_g

Gerade erst haben wir unsere Testmuster von SCHWALBE’s Procore in den Test bekommen und erste Erfahrungen damit gemacht, da kommt auch schon eine Alternative ins Haus geschneit. DEANEASY ist das in Italien entwickelte System das wir bereits am Garda Festival dieses Frühjahr inspizieren und kurz vorstellen durften.

1 DEANEASY

Das zweite Doppelkammersystem auf dem Markt – DEANEASY im Vertrieb bei ALUTECH.

Die Ziele dabei sind die gleichen wie bei Procore:

  • Ein Hochdruckinnenreifen, der sowohl Durchschläge verhindert, wie auch den Reifen bei niedrigen Drücken sicher auf der Felge hält.
  • Der Außenreifen wird mit Dichtmilch ganz normal tubeless gefahren – nur eben mit Drücken um und sogar unter 1,0 bar.

Soweit zu den Parallelen, doch DEANEASY geht im Detail einen ganz anderen Weg:

4 DEANEASY

Der Innenreifen ist ein echter Schlauchreifen ohne Profil vom Tubular-Experten TUFO.

Hier ist der Innenreifen nicht offen, sondern ein geschlossener Schlauchreifen mit nur ca. 21 mm Durchmesser. Wegen des geringeren Durchmessers muss er aber auch mit 9-12 bar befüllt werden um den notwendigen Durchschlagschtz zu gewährleisten. Aufgrund des fixen Durchmessers des Innenreifens ist DEANEASY auch nicht ganz so variabel was die fahrbaren Felgeninnenweiten angeht. Mit dem aktuellen System kann man 21-24 m breite Felgen (innen) fahren. Genaugenommen ist DEANEASY damit gar kein echtes Konkurrenzprodukt zu Procore, das lau Hersteller erst für Maulweiten ab 24 mm empfohlen wird. Im Herbst soll dann übrigens noch eine Version für Felgen zwischen 25 und 30 mm Innenweite folgen.

6 DEANEASY

… nur für den Fall jemand ist versucht auf dumme Gedanken zu kommen ;-).

DEANEASY ist bereits verfügbar, sowohl in 29“, wie auch 27,5 und kostet im Set (also für einen Laufradsatz) 220,- Euro.

3 DEANEASY

Lose Teile hat das System genau 2: den Schlauch-Innenreifen und das kleine Airguide.

Der Außenreifen wird über ein Spezialventil und einen kleinen Airguide befüllt – das gelbe Kunststroffplättchen im Bild oben. Das Spezialventil hat einzig die Aufgabe die Luft, welche man über das seitlich abgewinkelte Auto-Ventil einfüllt in die Hauptkammer zu leiten, am Ventil und Innenreifen vorbei.
Anders als bei Procore, bei dem das System in jede vorhandene Felge einfach eingesetzt werden kann und bei dem das Spezialventil lose im Ventilloch sitzt, muss man es bei DEANEASY mit einer Hülse verschrauben und semi-permanent mit der Felge verkleben (der Kleber kann durch Erhitzen wieder gelöst werden). Alle dafür erforderlichen Kleinteile, samt Zwei-Komponentenkleber werden im Set mitgeliefert.

7 DEANEASY 5 DEANEASY

Aus Platzmangel muss man dafür aber vorher das Felgenloch auf 10 mm aufbohren. Sebastian Tegtmeier von ALUTECH, dem Entwicklungs- und Vertriebspartner von DEANEASY in Deutschland erklärte, dass bisher noch keine Erkenntnisse vorliegen, dass das Aufbohren die Stabilität der Felge beeinträchtigen würde – räumte aber ein, dass es bisher noch keinen Felgenhersteller gibt, der das Aufbohren offiziell in der Gewährleistung erlaubt.
Ein Vorteil des fest mit der Felge verbundenen System ist, dass als fester Bestandteil der Felge weniger keine Luftverluste oder Defekte auftreten sollten (eine Praxisurteil hierzu bleibt bis auf weiteres offen). Der Nachteil ist das Thema Garantie und der größere Aufwand bei der Erstmontage. Deswegen planen DEANEASY und ALUTECH auch Händler speziell dafür zu schulen, damit man die Umrüstung seiner Laufräder bzw. Felgen bei Servicepartnern durchführen lassen kann. Ein dementsprechendes Netz von Händel befindet sich gerade im Aufbau. Sebastian meinte zum Thema des Monategaufwandes:

„Ich habe in meinem Bekanntenkreis kommentarlos fünf Sets mit der deutschen Anleitung verteilt und selbst der schlechteste Schrauber hatte das System nach 2 Stunden (inkl einer Stunde Trockenzeit) montiert …“

Nachdem uns nur ein fertig installiertes System geliefert wurde, können wir wenig zum praktische Erfahrungen Thema der Erstinstallation beitragen. Aber angesichts der simplen Tatsache, dass man dabei eine Felge anbohren muss, werden viele Fahrer wohl ohnehin eher den Montageservice in Anspruch nehmen. DEANEASY soll übrigens genauso auf Carbon-Felgen wie auch Alu-Felgen zu montieren sein, obgleich einem aufs Erste beim Gedanken die teure Carbonfelge anzubohren das Herz schon bluten wird. Andererseits … wenn das System so funktioniert wie angekündigt, dürfte es das Opfer wert sein.

8 DEANEASY

DEANEASY fertig zusammengesetzt … fehlt nur noch der Außenreifen.

Ist das Ventil einmal fixiert wird das Ventil des Innenreifens einfach durch die Ventilöffnung geschoben und das System ist einsatzbereit – genauso wie wenn man in eine normale Felge einen Schlauch einzieht. Im sehr unwahrscheinlichen Falle, dass man einen Defekt hat, kann man deswegen den Innenreifen auch ganz einfach entfernen und dafür einen normalen Schlauch einziehen. Für den Fall dass man seinen Laufradsatz später ohne DEANEASY verkaufen will, liegen die passenden Hülsen bei, um das auch optisch gefällig wieder zurück zu rüsten.

2 DEANEASY

Das vorinstallierte Ventil auf der WTB Felge und der Innenreifen mit Airguide.

Neben der Einfachheit von Deaneasy – schließlich handelt es sich außer dem fest verklebten Ventil nur um einen kleinen Schlauchreifen und den Airguide, lag den Entwicklern auch das Thema Gewicht besonders am Herzen. Während unser Testmuster von SCHWALBE’s Procore es immerhin auf ca. 250 g Mehrgewicht je Reifen schafft (gegenüber dem einfachen Schlauchlos-Setup), kommt DEANEASY auf gerade mal 138 g für Innenreifen und Airguide sowie angeblicher 30 g für das Spezialventil samt Kleber also ca. 170 g je Reifen. Ein Gewichtsvorteil von ca. 80 g je Laufrad gegenüber Procore wäre also die Folge. Klarer Pluspunkt für DEANEASY.

9 DEANEASY

Der Innenreifen nimmt nicht den gesamten Raum und er Felge ein – dadurch bedeutet der enorme Innendruck kaum eine Zusatzbelastung für die Felge – zumindest ohne Reifen.

Interessant zu beobachten war, dass selbst mit 10 bar der Innenreifen noch nicht die Flanken der WTB i23 KOM Felge (23 mm Innenweite) berührt. In diesem Fall sollte das Thema in wiefern sich der hohe Innendruck auf die Haltbarkeit der Felgen auswirkt also weniger relevant sein – zumindest bei der hier gezeigten 23 mm Felge. Wie es mit einer schmäleren Felge aussieht oder eben mit dem montierten Reifen, dessen Wulst ja auch den Druck nach außen weitergibt, könne wir bisher aber noch nicht kommentieren.
Weil bei den extremen Drücken, aber am Innenreifen kaum noch was flexen kann, dürfte das Thema Fixierung des Reifens auf der Felge auch hier keines sein.

Wir machen uns sofort daran das System mit einem Satz Reifen zu montieren und damit über die Trails zu jagen.
Wow, gleich zwei Doppelkammersysteme gleichzeitig im Test – das wird spannend.

RIDE ON,
c_g