VITTORIA Bomboloni 29×3.0 Reifen – Zwischenstand: von Oli

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Der 29+ Reifen VITTORIA Bomboloni im Testeinsatz.

Nun ist das Intro leider schon einige Zeit her, hatte es doch etwas länger gedauert, bis wir alles für den Plustest zusammen hatten. Seit knapp sechs Wochen ist es aber so weit und ich bin beinahe jedes Wochenende damit unterwegs gewesen. Soviel vorab: Es hat richtig Spaß gemacht mit dem MI-TECH 29+ Bike und den großen VITTORIA BOMBOLONI über die Trails zu heizen.
Aber: Ich habe auch noch nie so viel mit dem Luftdruck experimentiert, denn sehr ähnlich den Fatbikes ist auch der Luftdruck einer der Schlüsse dafür das Potential der Plus-Reifen wirklich zu entfalten …

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im Verlgeich, der VITTORIA Bomboloni rechts und der SURLY Knard links.

Doch zuerst einmal muss ich mich korrigieren. Im Eifer des Gefechts habe ich vor ein paar Wochen den VITTORIA Bomboloni als zu breit angegeben. Optisch macht es augenscheinlich keinen zu große Unterschied, wenn man einen Surly Knard auf einer Stans Hugo mit dem Bomboloni auf der WTB i35 vergleicht … aber die Zahlen sprechen aber andere Sprache: De Bomboloni hat auf der i35 Felge von WTB nicht wie angegeben 76mm, sondern – je nach Druck – nur ca. 70mm Karkassenbreite und ca. 73mm an den Stollen. Die von uns bewusst gewähöten 35mm Maulweite der Felge sind zwar nicht übermäßig breit – etwa wie eine 50 mm breite NOTUBES Hugo, aber es ist fraglich ober der Reifen selst damit auf die angegebenen 3 Zoll, also 76mm Breite käme.

Üblich bei 29+ sind ja eher 50mm Felgen – wobei, von „üblich“ kann man ja bisher kaum sprechen. Dafür ist das Format noch zu neu, als dass man von gängigen Formaten sprechen kann. Es stellt sich ja ohnehin die Frage, was denn die richtige Felgenbreite für einen 3.0er Reifen ist. Für manche sind es zwingend 50mm, andere fahren die dicken Plusreifen auch auf schmalen Felgen, dann aber mit etwas höherem Druck.
Ich hatte die SURLY Knard schon an einem Stand con COSMIS SPORTS auf eine NOTUBES Crest Felge montiert gesehen – und die Crest hat nur 21mm Maulweite innen. Ich selbst bin mit den MAXXIS Chronicle auch schon auf 19mm breiten Felgen unterwegs gewesen. Wer niedrige Drücke fahren will, kommt aber gar nicht umhin, breite Felgen ab 30 mm und mehr zu verwenden. Sonst läuft er Gefahr, dass der Reifen in einer schnellen Kurve spürbar walkt oder im schlimmsten Fall sogar von der Felge springt (ist mir mit dem alten WTB Weirwolf schon einmal passiert … und das war nicht sehr schön J).

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Im Touren-Setup, mit Federgabel und dem passenden Reifendruck eine echtes Trailhardtail.

Zurück zu unseren VITTORIA Bomboloni und den größten Einflussfaktor, dem Luftdruck, der es mir derzeit noch schwer macht, ihn richtig einzuschätzen. Fangen wir erst mal so an: Der Bomboloni hat in mir große Erwartungen geweckt, hat er doch zumindest mit seiner Optik meinen Erwartungen an einen guten 29+ Reifen getroffen: Die Profilstollen auf der Lauffläche sind gleichmäßig verteilt und stehen nicht zu weit auseinander, die Seitenstollen sind nicht zu grob. Rein von der Theorie ein Reifen, der wie für mich gemacht zu sein scheint, bin ich doch erst mal einer, der es gerne flott liebt, aber auch Grip für schwierigere Touren braucht.

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Beim Tegernsee Marathon – mit Starrgabel und 1,2 bar. Genial was den Rollwiderstand angeht …

 Rollwiderstand: Ich bin anfangs mit Drücken von um die 1 bar unterwegs gewesen und war positiv überrascht vom gefühlt geringen Rollwiderstand, was mich dazu bewogen hat, den Reifen für den Tegernsee Marathon vor ein paar Wochen einzusetzen. Im gedanklichen Rennmodus habe ich auch gleich eine Starrgabel (die ENVE MTN Carbon) ans Bike gebaut und dabei auch noch den Druck etwas erhöht, auf etwa 1.2 bar. Versprochen hatte ich mir davon, den eventuellen Nachteil des höheren Rollwiderstand zu kompensieren. Das Bike sah auch richtig schnell aus und bergauf war es auf den Forstwegen auch eine Wucht.

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… nicht ganz so optimal wenn es darum geht auf den zum Teil rutschigen Trails die Kontrolle zu bewahren.

Bergab aber gar nicht: Beim Tegernsee Marathon geht es stellenweise nicht nur um einen guten Rollwiderstand, sondern um einen guten Grip und Kontrolle auf dem Trail, doch gerade letzteres war mir bei dem iendeutig zu hohen Druck komplett verloren gegangen. Und die Dämpfung war auch komplett hin. So dynamisch das Foto vom Sportograf auch aussieht, so sehr habe ich leider auch innerlich geflucht. Auf feuchten Wurzeltrails war es eine Katastrophe. Wohlgemerkt all das nur wegen des zu hohem Drucks.
–> Das bedeutet, ich habe mir den vermeintloch geringen Rollwiderstand mit deutlich geringer Haftung erkauft.

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Eine weitere Testtour – der König-Ludwig-Weg.

Danach habe ich dann sofort den Druck wieder auf die gewohnten 1.0 bar gesenkt und habe eine Woche darauf die Gegenprobe gemacht indem ich mit Freunden auf dem König-Ludwig-Weg von München nach Füssen geradelt bin. Außerdem hatte ich die German:A Flame wieder montiert.
Die beiden Maßnahmen waren dann ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Rollwiderstand war zwar merklich höher, was ich schmerzlich feststellen musste, als mit meine Mitfahrer rollend bergab immer überholt haben –zumondest auf der Straße und auf Forstwegen. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der Rollwiderstand bei einem 29+ Reifen gegenüber einem normalen 29er um ca. 5-10 % höher wäre. UND auch wenn eine so pauschale Aussage wohl recht vereinfacht sein dürfte, hätte ich diese Aussage an dem Wochenende ohne weiteres unterschrieben. Dafür war der Grip aber wieder deutlich höher oder um es anders auszudrücken einfach genial. Egal, ob auf losem Waldboden oder sogar auf Wurzelstücken.

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Sieht zwar nicht sauber aus, aber auch hartnäckiger Schmutz setzt das Profil nie wirklich zu.

Selbstreinigung: Auch wenn es beim Bild unten erst mal nicht so aussieht, so war hat der VITTORIA Bomboloni keine Probleme mit der Selbstreinigung. Auch in klebrigem Schlamm waren die besetzten Zwischenräume zwischen den Noppen waren recht bald wieder frei. Entgegen meiner Erfahrungen mit dem SURLY Knard, der wirklich Probleme bei nassen oder weichen Böden hat, hatte schnell all Sorgen verloren, mit dem Bomboloni durch feuchtes Gelände zu fahren.

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Selbst auf nassen und weichen Böden macht sich der Bomboloni ausgesprochen gut.

Traktion: Und wieder bin ich erst mal beim Luftdruck. Es ist wirklich nicht einfach und ich habe das Gefühl, dass es beim Bomboloni nochmal eine Nummer schwieriger ist, den persönlich richtigen Druck für das jeweilige Gelände zu treffen. Mit den Maxxis Chronicle auf meinem Singular Puffin mit den schmalen Felgen war das Thema nie so präsent wie jetzt mit dem Italiener. Der digitale Druckmesser ist, seit ich das Testbike fahre, mein ständiger Begleiter geworden und ich müsste lügen, wenn ich behaupte ich weiß jetzt schon genau was der richtige Druck für diese Felgen-Reifenkombi ist.

Wer wirklich immer mit dem optimalen Druck fahren will, kommt nach meiner bisherigen Erkenntnis nicht drum herum auf einer Tour mehrfach den Druck anzupassen. Bergauf die Forstwege mit über 1,bar, um in den Genuss des deutlich verringerten Rollwiderstands zu kommen, und in gröberem Gelände bergauf oder eben auch bergab wieder um oder unter 1,bat. Die Traktion ist bei Drücken von knapp um 0,9 bar in meinen Augen maximal, auch auf feuchtem Untergrund und auf Wurzeln. Mehr Traktion brauche ich wirklich nur sehr selten.19 BOMBOLONI

Pannensicherheit: Pannen? Welche Pannen? Ich kann bislang von keiner Panne berichten – und das, obwohl ich unter 0,9 bar mit einem normalen 29er Leichtbauschlauch, dem Schwalbe SV 19a unterwegs bin. Die Traktion reicht mir deutlich aus, noch weniger Druck wäre mir persönlich zu viel des Guten, zumal der Reifen auf der 35er Felge dann bei meinen 85kg plus Rucksack doch zu walken anfängt.

Das Thema 29+ und Schlauchlos meide ich derzeit noch. Die Male am Anfang des Tests, in denen ich es mit meiner Standpumpe versucht habe, wurde schnell klar, dass die großvolumigen Reifen schon einen deutlich größeren Luftstoß brauchen um sich einmal luftdicht an die Felge zu legen, als es ohne komprimierter Luft möglich ist. Als nächstes werde ich es mal mit CO2-Kartuschen versuchen rangewagt habe.

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Schotter, Wurzeln und holprige Trails … hier kann der Bomboloni als 29+ Reifen alle seine Trümpfe ausspielen.

Zwischenfazit: Der VITTORIA Bomboloni, als erster echter 29+ Reifen, den ich wirklich ausgiebeig und anach allen Regeln der Kunst teste ist ein wenig eigenwillig. Bei niedrigen Drücken ist die Traktion trotz der vielen Mikrostollen absolut super und er generiert unglaublich viel Kontrolle auf jedem Untergrund. Genial! Geht man mit dem Druck aber zu niedrig – und das kann schon 0,1 bar weniger sein – dann quittiert der Bomboloni das mit einem leichtem Self Steering Effekt und der Tendenz in Schräglagen etwas zu sehr zu walken. Für mich liegt der Grenzbereich zwischen gut und weniger Gut bei knapp unter 0.9 bar. Erhöht man den Druck, führt das zu einer deutlich spürbaren Reduzierung des Rollwiderstandes und was den Bomboloni zu einem richtig schnellen Reifen macht – aber eben auch auf Kosten der Traktion und des Komforts. Ich werde ihn weiter für Euch testen.

Oli