MI-TECH 29+ Custom-Rahmen – Intro (oder: Die große 29+Testreihe startet durch): von Oli

Wer wie ich schon seit über 25 Jahren auf dem Mountainbike unterwegs ist, wird sicher schon viele Innovationen erlebt haben, die kamen und gingen, die kamen und blieben, oder die nach dem ersten Aufschrei der Medien erst gar nicht die Marktreife erreicht haben. Bei manchen der Neuerungen glaubte ich, schon beim Lesen erster Berichte darüber, spüren zu können, dass das was wird. Für mich ist das nach der „Erfindung der 29er“ gerade mit dem Format 29+ der Fall, mehr noch als bei Fatbikes.

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Seit mit den Fatbikes die Tür zu größeren Reifendurchmessern aufgestoßen wurde, bin ich überzeugt, dass die Plusformate kommen und bleiben werden. Das sagt mir zumindest mein Bauch.
Die ersten Erfahrungen von c_g und Martinoo mit dem SURLY Krampus und von Guitar Ted mit dem Borealis waren ja bereits vielversprechend. Meine ersten mit dem KUBIS Bikdig und später mit dem TREK Stache haben uns bei der Entscheidung zu dem Großtest nur noch einmal bestärkt. Um das aber auch zu verifizieren haben wir uns bei TNI entschlossen, einen ausführlichen Test für 2015 anzugehen, um die Vor- und natürlich auch die Nachteile der neuen Gattung geneáuer aufzuzeigen.

Mit dem VITTORIA Bomboloni und der GERMAN:A Flame Boost haben wir Euch bereits die ersten Teile dieses Projektes vorgestellt. Um ein 29+ zu komplettieren fehlen natürlich noch die Laufräder und der Rahmen. Heute wollen wir Euch Die Basis, den Rahmen den Rahmen vorstellen:

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Wir wollten nicht irgendeinen 29+ Rahmen nehmen, den es derzeit gibt (und davon gibt es wahrlich noch nicht viele), sondern haben gerne das Angebot von MI-TECH angenommen, uns einen Wunschrahmen bauen zu lassen, der möglichst viele Freiheiten offen lässt, was die Konfiguration betrifft. Mein Glück war, dass ich mir ausdenken durfte, wie denn dieser Rahmen ausgestattet sein sollte, damit er für mich persönlich die beste Basis für unsere Tests darstellt. Auch weil ich schon Fatbikes und 29+ gefahren bin, ist er aus den persönlichen Erfahrungen nun so geworden, wie er jetzt ist. Dazu wissen muss man – wie auch hier beschrieben – dass ich 188 groß bis und eine Schrittlänge von 88.5 habe. Das Ziel war schlicht, ein richtig flottes Trailbike zu entwickeln, wendig und doch laufruhig und mit sehr guter Traktion.

Erst mal: Was wiegt der Rahmen? Es handelt sich um einen Prototypenrahmen. Das bedeutet: Hier ist das Gewicht erst einmal nicht ganz so wichtig. Ausreizen von Wandstärken/Konifizierungen von Rohren käme – wenn überhaupt – im zweiten Schritt. Von daher ist das mit dem eingepressten Steuersatz gemessene Gewicht von 2.180g in Ordnung.

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Oberrohr/Sitzrohr: Das Oberrohr ist – horizontal gemessen – mit 620mm für mich mittellang. Ich wollte ein wendiges, kompaktes Rad, das aber auch nicht kurz wird. Aktuell fahre ich das Niner WFO mit 600 + 100er Vorbau, das Singular Puffin mit 650 + 70er Vorbau und das VPACE T1LT mit 640 + 70, Vorbau. Hier haben wir uns für 620mm entschieden + (vorerst) 90mm Vorbau. Entscheidend ist dann natürlich auch der Backsweep des Lenkers.
Mein Wunsch war auch ein stärker fallendes Oberrohr, da ich die Wintertauglichkeit (entsprechende Reifen vorausgesetzt) mit dem 29+ auch im Vergleich zu Fatbikes testen will. Fatbikes haben generell sehr tiefe Einstiege, fallende Oberrohre, da man sonst zu schnell „im Schritt“ aufsitzt, wenn man in einer Notsituation vom Rad absteigen muss und mit beiden Füßen im tiefen Schnee landet. Das Oberrohr fällt nun ab und das Sattelrohr ist trotz meiner Körpergröße nur 500mm lang. Der Rohrdurchmesser ist 31,6, um offen zu sein für starre 31.6er Stützen, Dropper-Stützen und eine 27.2er starre Stütze mit Shim als Adapter. Für Dropper-Stützen hat MiTech sogar Ein- und Ausgänge innenverlegte Zugführung vorgesehen.

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Deutlich sichtbar ist aber, dass der kurze Hinterbau (siehe unten) hier nur mit einem stark geschwungenen Sattelrohr zu erreichen war, was die Verwendbarkeit von starren Standard-Sattelstützen einschränkt, lässt sich die Stütze hier nur wenig nach unten fahren. Alternativ hätte man sicher das Sitzrohr vor dem Tretlager ansetzen können, wodurch sich aber die Neigung stark verändert hätte. Ich wollte 72 Grad, da ich es mit meinem Gewicht hasse, auf flexenden Stützen über dem Hinterrad zu sitzen.

7 MI-TECH 29+ customRadstand: Der Wunsch war: lang. Wir lang er wird werde ich bei dem Einbau sehen. Ich glaube, dass man mit einem Bike mit kurzem Hinterbau und längerem Radstand ein wendiges aber doch laufruhiges Bike zusammenbekommt.

Steuerrohr: Das Steuerrohr ist natürlich getapered, der Steuersatz (in dem Fall ein ACROS) integriert. Persönlich hätte ich mir ein längeres Steuerrohr gewünscht, da ich wegen meiner Größe oft das Problem habe, dass ich – um eine nicht zu große Sattelüberhöhung zu haben – mit Spacern arbeiten muss. Da wir aber auch eine 120er Gabel wie die bereits vorgestellte GERMAN:A Flame Boost einsetzen wollten, hätte es aber auch zu hoch werden können, weshalb es nun 120mm lang geworden ist. Der Winkel beträgt ca. 69 Grad bei 510mm Gabellänge. Zur Aussteifung hat MI-TECH noch ein Gusset unter das Unterrohr eingeschweißt.

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Ausfallenden/Hinterbau: Die Wahl ob 135mm QR oder 142mm Steckachse ist eine persönliche von mir gewesen. Mein Wunsch war 135mm QR, da ich das Bike auch für Touren mit existierendem Bob Yak Hänger nutzen wollte. Warum, das werde ich später im Lauf des Testzeitraums mal erzählen. 148mm Boost schied aus, da hierfür noch zu wenige Laufräder existieren.
Der Hinterbau ist teilbar, weil wir uns die Option für Gates + Rohloff offenhalten wollten. Das erzwingt zudem entweder ein EBB, ein exzentrisches Innenlager oder ein Sliding Dropout, ein verschiebbares Ausfallende.
Die Hinterbaulänge sollte so kurz wie möglich sein, der Wunsch war 445mm. Kürzer auch deswegen, weil ich persönlich von den 465mm des KUBIS nicht so angetan war. Ich verspreche mir davon Wendigkeit und eine bessere Traktion im Wiegetritt. Daher auch die Entscheidung gegen EBB und für Slider. Mit nach vorne geschobenem Slider erreichen wir auch die 445mm.

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Extrem wichtig ist die passende Reifenfreiheit. Es müssen Reifen um die 80mm mit Luft reinpassen, damit kein Dreck hängen bleibt. Das ist hier gut erreicht und durch das nach vorne geschobene, eingeschweißte Aussteifungsrohr zwischen beiden Streben und den S-Schwung (S-Bend) der Kettenstrebe ist hier auch noch Platz für gröber profilierte Reifen, ca. 95 mm.

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Innenlager: Hier war klar, dass wir mit einen Standardbreite arbeiten und keine speziellen Achsstandard (83mm aus dem DH Bereich oder 100er/120er aus dem Fatbikebereich) einsetzen wollen. Allerdings schränkt uns das bislang in der Schaltung ein, da hiermit nur 1×11 möglich ist – wenn man nicht neue Naben mit Boost-Standard verbaut. Zum Einstaz wird übrigens erst einmal die bewährte Rotor Kurbelgarnitur aus dem Test mit dem Pivot Singlespeedprojekt kommen.

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Zum Schluss: die „Farbe“: Das ist jetzt speziell. Die Farbe hat mit 29+ nichts zu tun. Hier habe ich mir eine rohe Aluoberfläche gewünscht, die es jetzt bekommen hat. Und zwar richtig roh, nur gebürstet. Das wird dem Prototypenstatus am nächsten gerecht – und es sieht super aus.

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Wie geht es weiter? Als nächstes stellen wir Euch noch die Laufräder vor, mit denen ich bereits meine ersten Trailerfahrungen sammle. Vielleicht sehen wir uns ja auch auf dem Tegernsee Marathon zum fachsimpeln. Ich werde dort dem TNI+ Testbike an den Start gehen …