SHIMANO Deore 3×10 Gruppe im Dauertest – Der Zwischenstand: von Jeff J

Vor zirka 2 Monaten haben wir euch unsere SHIMANO Deore 3×10 Gruppe vorgestellt mit der wir überprüfen wollten, ob 3-fach auch heute noch aktuell und zeitgemäß ist. Natürlich ging es uns dabei auch darum zu sehen wollten was man heute für wenig Geld an Performance geboten bekommt – schleilich ist die DEORE nicht nur sexy, sondern auch ungemein günstig mit einem Gruppenpreis von unter 400.- Euro … komplett mit Bremsen wohlgemerkt.

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Das TREK Stache ist die Testplattform an der die SHIMANO Deore 3×10 Gruppe im Einsatz ist.

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… und hier ein genauerer Blick auf die SHIMANO Dekore Antriebsgruppe.

Unser Tester Jeff J hat die Gruppe an seinem TREK Stache in der Zeit bewegt und hat sich ganz bewusst etwas Zeit gelassen mit seinem Urteil:

In der Zeit als 26-Zöller noch die Regel waren, waren auch 3-fach Kurbeln und 11/34er Kassetten die Norm – egal wie und wo das Bike bewegt wurde. Mit der Übersetzung bin ich jeden Hügel hochgekommen, auch wenn ich damit zum Teil kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit war. Als ich dann auf 29er umgestiegen bin war das kleine 22er Kettenblatt keineswegs mehr Luxus, sondern absolute Notwendigkeit.
Doch entgegen meiner Vorlieben, schienen die 2×10 Antriebe mit einer 24/38er Kurbel als neuer Standard immer mehr Fuß zu fassen. In der Zeit haben meine Oberschenke und ich nie die Hoffnung aufgegeben, dass SHIMANO oder SRAM irgendwann Erbarmen mit uns haben würden und uns beiden und dem Rest der „Normalbiker “ wieder ein 22er Kettenblatt bringen würden.
In Folge habe ich ein wenig mit 22/36er Kombis wie sie SRAM mittlerweile anbietet, experimentiert. Letztlich fand ich, dass es mir noch oben hinaus zu wenig geboten hat für die zum Teil langen und flachen Abfahrten in meiner Gegend hier in Südkalifornien. Oft genug hatte ich meine Mitfahrer im Uphill abgehängt nur um dann hier den Vorsprung wieder zu verlieren.
Am Ende habe ich mich mit 24/38 arrangiert und habe bergauf einfach ein wenig mehr gelitten, fand dafür die 38er Kettenblatt bergab gerade so ausreichend für mich. Als ich vor einiger Zeit mit Grannygear zukünftige Tests diskutiert hatte, stand die neue Deore mit ihrer 3-fach Kurbel ganz oben auf meiner Liste. Ich dachte dabei eher an ein Testbike mit der Gruppe, aber das es gleich eine Testgruppe auf meinem eigenen Bike werden würde, macht die Sache natürlich umso besser ;-).
Mit der Kombi aus 22/30/40 vorne mit einer 11-36er Kassette am 29er, kam ich meiner früheren Lieblingsübersetzung von 22/32/42 mit einer 11-34 Kassette am 26-Zöller schon seeeehr nahe. Gute Voraussetzungen für den Test.

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Die Deore Kurbel 22/30/40 3-fach Kurbel – heute nicht mehr so populär, aber keineswegs fehl am Platze.

„Kein Vorteil ohne Nachteil.“ Wie ich schnell bei den ersten Ausfahrten mit der Deore erinnert wurde, gilt es bei 3-fach Kurbeln sehr wohl auf das Schaltverhalten zu achten. In einer Zeit der 1-fach und 2-fach Kurbeln ist das Thema der „Kreuzschaltung“ also vorne klein und hinten klein, bzw. vorne groß und hinten groß ja gar nicht mehr existent. Bei den heute so populären 1×1 und auch bei den 2×10 Schaltungen (schon bald auch den 2×11 wegen der neune SHIMANO XTR und SRAM GX) kann man jeden Gang des Ritzels in jedem Kettenblatt fahren. Bei 3-fach Kurbeln muss man sehr wohl noch darauf achten und kann nicht in jede Gangkombination nutzen. Das war ja letztlich auch einer der Hauptgründe für den schnellen Erfolg der 2-fach Kurbeln.
17 SHIMANO Deore 3x10Ein weiterer Nachteil von 3-fach Kurbeln ist auch der Mehraufwand, den man beim Einstellen des Umwerfers hat. Mit nur einem Kettenblatt hat man sich damit gar nicht herumzuschlagen und bei 2-fach Kurbeln gilt es schließlich nur zwei Anschläge zu definieren – fertig. Bei 3-fach müssen sowohl die Extreme stimmen, wie auch die freie Einstellung des mittleren Kettenblattes.
Soweit zu den offensichtlichen und bekannten Nachteilen von 3×10 Antrieben.

Das Mittlere Kettenblatt: Doch bei der Deore geht es nicht nur um das kleine 22er Kettenblatt. Auch das 30-Zahn mittlere Blatt und das große 40er sind sehr wohl überlegt. Interessanterweise fand ich mich bei der Deore öfter und länger im mittleren Kettenblatt als erwartet. Vor allem in welligem Gelände, wo ich das hintere Spektrum der Kassette voll nutzen konnte. Auf einer meiner Standardrunden gibt es einen langen Downhill mit einem gemeinen Gegenanstieg über ca. 50 Höhenmeter. Schon viele Fahrer sind schon daran gescheitert, weil der Schwung nie ausreicht und sie so schnell nicht den richtigen Gang finden. Auf einer fahrt hatte ich volIkommen vergessen, dass ich mich noch im mittleren Kettenblatt befand und obwohl ich mich lautstark beschwerte, dass es besonders schwer ging, bin ich doch bis ganz rauf gekommen. Das war das erste Mal. Überhaupt habe ich in den letzen 2 Monaten (wieder-) entdeckt was doch alles mit dem mittleren Kettenblatt möglich ist, wo ich sonst immer aufs kleine habe gehen müssen. Offensichtlich ist das mittlere Kettenblatt mit seinen 30-Zähnen einfach das vielseitigste und dementsprechend meist genutzte. Und an der Stelle wird auch klar, dass die Deore, trotz ihres extrem guten Preises keine Einsteigergruppe für Gelegenheitsfahrer ist. Das mittlere Kettenblatt ist nämlich in einer extrem haltbaren Verbundsbauweise gefertigt mit einem GFK Trägermaterial, in das die Stahlzähne eingelassen sind. Maximale Laufleistung bei geringem Gewicht. Schön dass diese Technologie, die ja bereits bei der XT für zahlreiche Lobeshymnen gesorgt hat, auch hier Einzug gehalten hat.
Das große Kettenblatt: Kommen wir zum 40er Kettenblatt, das die Deore außen ziert. Ich hatte keine Situation, in der die mir dessen Speed nicht ausgereicht hat. Dabei habe ich vor allem auf langen flachen Downhills doch mitunter den größten gang genutzt, hatte aber eben nie das Bedürfnis nach noch mehr. Vielleicht wenn ich mehr auf der Straße fahren würde, aber für den normalen Einsatz am MTB war es genau das was ich gebraucht habe und kein bisschen Mehr.
14 SHIMANO Deore 3x10Und das trifft auch so ziemlich das, was ich über das Übersetzungsverhältnis der Deore 3×10 denke: Sie deckt genau das Spektrum ab, das ich brauche und nutze … und hat keine Gimmicks oder Zusatz, die ich nicht brauche.
Eine sehr gute Sache ist auch, dass die Shadow Plus Technologie, also das schwingungsgedämpfte Schaltwerk bei SHIMANO mittlerweile schon bis hinunter zur Deore vertreten ist. Ein klares Plus für alle die öfter in ruppigem Gelände unterwegs sind und das ewige Kettenschlagen leid sind.

Die Schalthebel, unserer Testgruppe kamen ohne I-Spec. Ich habe seinerzeit speziell danach gefragt, denn die I-Spec Version der Deore hat keine zusätzliche Option der Positionseinstellung um sie gegenüber den Bremshebeln weiter innen zu justieren – eine Sache die bei meinen großen Händen unbedingt notwendig ist.
Die aktuelle Version der Deore Rapidfire Plus Schalthebel hat je eine zusätzliche optische Ganganzeige für rechts und links. Ein Bonus, den man normalerweise nicht nutzt, der aber auf lange Sicht Sinn macht, ist die Option beim linken Schalthebel zwischen 2- und 3-fach umzuschalten. Der große Vorteil der SHIMANO Schalthebel ist ja ihre Option sowohl mit dem Daumen, wie auch mit dem Zeigefinger runter zu schalten – 2-Way Release genannt. Die Technologie, welche die SHIMANO Trigger unschlagbar macht, das Multi-Release mit der man gleich mehrere Gänge gleichzeitig runterschalten kann ist derzeit noch exklusiv bei der XT und XTR zu finden.

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Die Deore Brems- und Schalthebel mit jeweils separater Lenkerklemmung.

Auch bei den Bremsen hat die Deore richtig aufgeholt. Die Ice Tech Rotoren gehören bei der Deore zwar noch nicht dazu, dafür aber die Option die Ice Tech Bremsbeläge zu fahren, die führ eine bessere Kühlung sorgen sollen. Allerdings nur als Option – unsere Testgruppe hatte noch normale Beläge ohne Ice tech. Vielleicht besorge ich mir noch einen Satz um zu sehen, ob ich einen Unterschied erfahren kann.
Es ist kein Geheimnis, dass SHIMANO es geschafft hat mit ihren Bremsen und deren auf Dauer unproblematischer Funktion und guter Bremskraft bei optimaler Dosierbarkeit fast jeden Biker (und Tester ;-)) glücklich gemacht hat. Auch der Ruf, dass die SHIMANO Disc-Bremsen unter fast allen Umständen ruhig bleiben, hat sich bei der Deore Bremse bestätigt. Ich persönlich finde, dass die Ergonomie der Hebel und die Dosierbarkeit der Deore Einfingerbremsungen besonders gern mag. Genau wie bei der SLX oder XT, sind die Bremskraftreserven riesig und die kann man am besten mit der Kraft nur eines Fingers dosieren – zumindest geht es mir so. Offiziell werden die Deore Bremshebel als 2-Finger Design vermarktet, aber ich für meine Person bin bestes mit nur einem Finger zurecht gekommen.

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Die typische Landschaft hier in den Bergen von Südkalifornien – hier kann man die große Übersetzungsbandbreite gut gebrauchen.

Zwischenfazit: Ich bin mittlerweile gute 2 Monate auf meinem Bike mit der SHIMNAO Deore 3×10 Gruppe unterwegs gewesen und sie hat genau das erreicht, was ich mir von ihr erhofft habe: Mit all ihren Technologien, die sie von ihren teureren Gruppengeschwistern geerbt hat, ist sie eine absolut zeitgemäße Gruppe, die in Sachen Preis-Leistung derzeit wenig Konkurrenz hat. Bisher konnte ich bis auf das leichte Mehrgewicht keinerlei funktionelle Kompromisse erfahren.
Die 3-fach Kurbel mit ihrer genialen 22/30/40 Übersetzung ist ideal für die Bedürfnisse der 29er Fahrer, die sowohl in der Ebene schnell fahren wollen, aber auch am Berg alles fahren wollen. Wenn auch im Set-Up etwas aufwendiger als 2-fach oder gar 1-fach Kurbelkombis, so entpuppt sich gerade das mittlere Kettenblatt als das am meisten benutzte, während das kleine und große Kettenblatt eher die Extreme abdecken.
Ich für meine Person freue mich auf die zweite Testphase mit der SHIMANO Deore 3×10 Gruppe und die bevorstehenden Ausfahrten und Touren damit. Wenn es soweit ist zu einem Fazit zu kommen, werde ich euch von meinen Erfahrungen berichten.

Jeff J