Aller guten Dinge sind drei, oder? Dauertest-Intro der 2015 SHIMANO Deore 3-fach Gruppe: von Grannygear

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Beginnen wir die Geschichte ganz vom Anfang: Als ich in den 80ern mit dem Mountainbiken begonnne habe, ist jeder mit 3-fach Kurbeln gefahren. Die 3-fach Kettenblätter waren an sich das Erkennungszeichen dieser jungen Klasse der Fahrräder. Singlespeeder gab es zwar auch damals schon, aber sie waren doch schon etwas sehr Besonderes. Alle von uns sind damals mit All-Mountain Bikes unterwegs gewesen … schließlich hatten wir alle nur ein Mountainbike mit dem wir überall in den Bergen unterwegs waren ;-).
3-legged-race-cutÜber die Jahre hat sich die Zähnezahl etwas geändert. Vom anfänglichen 28-38-48 zu 24-36-46 und dann war da noch wenig erfolgreiche SUNTOUR Micro Drive mit 20-32-42, das aus meiner Sicht seiner Zeit einfach zu weit voraus war. Das war’s, immer 3 Kettenblätter und nichts anderes. Wie bei allen, war das mittlere Kettenblatt immer zuerst verschlissen. Das große Kettenblatt litt eher durch den häufigen Fels-/Bodenkontakt und das kleine Kettenblatt hielt, weil meistens aus Stahl, hielt ohnehin fast ewig. Die meiste Zeit fuhr jeder im mittleren Kettenblatt … niedrig genug in der Übersetzung um auch lange gemäßigte Auffahrten damit zu erklimmen und schnell genug um auch mal in der Stadt Gas zu geben oder über die Trails zu cruisen.
Die Gangsprünge in den KBs waren recht niedrig. Mit dem Unterschied von 10 oder 11 Zähnen an konnte einfach mal kurz von mittleren ins kleine Kettenblatt schalten eine Rampe hochkurbeln und oben wieder zurück ins mittlere, Andererseits hat man für dem Downhill einfach kurz aufs große KB geschaltet, hat damit die Kette auf Spannung gehalten um das Kettenschlagen zu verringern. Damals war es genauso wichtig vorne zu schalten wie hinten, manchmal sogar noch mehr.

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Dann kam mein ersts 29er daher (ein LENZSPORT Leviathan 3.0). Dort war das verbaute 44-Zahn Kettenblatt auf einmal komplett überflüssig und so wurde es durch einen Bashring ersetzt. Mit dem 32-Zahn mittleren Kettenblatt und einer 12-34 Kassette (damals noch 9-fach) fehlte zwar etwas in den Extremen, aber an sich war ich damit ganz zufrieden.
Ehe ich mich versah, waren plötzlich 2×10 Schaltungen der letzte Schrei. Die kamen dann schon mit einer 11-36 Kassette und 24-38 oder 22-36 Kurbeln … in der Theorie eine perfekt Lösung mit einer sehr guten Bandbreite. Dazu ein bessere Kettenlinie und die Möglichkeit die Hinterbauten etwas kompakter zu konstruieren. Zwei Ringe sollte also die Bikewelt regieren?
1 SRAMAls ich das erste Mal mit einer solchen Kombi unterwegs gewesen war, bin ich zwar sehr viel im großen (36er) Kettenblatt gefahren, das aber fast immer im oberen Drittel der Kassette. Um lange Anstiege hochzukommen war das 36er aber oft zu groß für Trails … also runter ins 22er. Doch anstatt jetzt einfach weiterfahren zu können, kam ich mir wie im Spinningkurs vor und musste zuerst mal wieder 2-3 Gänge hinten höher schalten. Viele hat es nicht gestört (c_g hat sogar einmal über einen speziellen 22/36 Umrüstkit von SRAM berichtet), aber ich fand das schrecklich. IN Ermangelung einer besseren Lösung hat man sich daran gewöhnt – auf der Straße fahre sie mittlerweile sogar 34-50 Kompaktkurbeln und da ist das noch deutlicher zu spüren. Dies dürfte wohl auch einer der Gründe sein, warum die neue SHIMANO XTR 2×11 so kleine  Gangsprünge hat 24-34, 26-36 oder 28-38 kombiniert mit einer 11-40 Kassette.  Damit liegt das Gesamtspektrum wieder auf identischem Niveau wie bei der bekannten 24/36 Kombi mit einer 11-16 Kassette, nur eben ohne notwendige Ausgleichsschaltungen. Ohne irgendwelche praktischen Erfahrungen damit, möchte ich fast wetten, dass sich das rech gut fährt. Es wird zwar immer noch möglich sein die Übersetzung bei Straßenettappen auszureizen und auch bergauf gibt es Grenzen … aber man kann eben nicht alles haben.

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SRAM XX1 Kurbel

Ich weiß dass c_g mir grob widerspricht und dass er 1×11 für Top hält, aber für mich wurde es mit 1×11 nur noch schlimmer. Bei den allermeisten 1-fach Systemen fehlt es dem Normalbiker entweder an wirklich guten Klettergängen oder eben wirklich schnellen Gängen oben hinaus – oder aus meiner Sicht sogar an beidem. Allein die Tatsache, dass es seit 1×11 durchaus mal vorkommt, dass Profis im Marathon schieben, spricht aus meiner Sicht Bände. Für meine  Trails bräuchte ich ein 28-Zahn Kettenblatt um überall hoch zu kommen, dafür bin ich selbst mit dem speziellen 10-Zahn Ritzel der SRAM 11-Fach Kassetten bergab ganz schnell an der Grenze einer sinnvollen Trittfrequenz. Ich mag es auch nicht unbedingt so viel rauf und runter schalten zu müssen – etwas, das c_g in seinem 1×11 Dauertest ja zur Umrüstung auf Grip-Shift bewogen hat.

22 SRAM X01_Next 24 SRAM X01 Grip Shift

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Versteht mich nicht falsch, ich will hier nicht in Nostalgie schwelgen. Ich habe weder vor die 2-fach System zu verfluchen, noch möchte ich dem 1×11 Trend seinen Anziehungskraft absprechen – obwohl ich bisher noch nie eines länger gefahren bin, aber es ist wichtig auch mal anzusehen, welche Kompromisse wir im Namen des „Fortschritts“ eingegangen sind. SHIMANO selbt hat es treffend ausgedrückt indem wir mit dem mittleren Kettenblatt auch unsere Hauptantrieb geopfert haben. Dieses war zwar immer am schnellsten verschlissen, dafür konnte man damit alle Gänge fahren ohne sich Sorgen um die Kettenlinie machen zu müssen. Trotzdem hatten wir über das 22er Kettenblatt ein tolles Gangspektrum für steile Anstiege und einen großen Ring wenn wir mal auf Speed machen wollten. Zudem waren die Sprünge vorne so moderat, dass sie keine Schaltorgien erforderlich gemacht haben … zudem ganz ohne spezielle XD-Freilauf und 11-fach Kassette.

XTR-tripleDie Frage bleibt, was uns lieber ist. Die meisten Biker huete kennen fast nur noch 2×10 und viele taten sich gerade erst an 1×11 heran. Warum sich also überhaupt um 3-fach Krubeln kümmern? Ganz einfach deswegen ,weil es neben mir wohl auhc SHIMANO für sinnvoll gehalten hat ihr neues Flaggschiff, die XTR Gruppe neben 1- und 2-fach noch in 3-fach aufzulegen. Ich muss zugeben, das hat mich überrascht … und erfreut. Doch nur kurz, denn wi mir gesagt wurde, kommt die 3×11 XTR erst gar nicht nach USA (in Europa wird sie aber kommen :-)). Ich kann mir nicht erklären warum, aber in Europa schient 3-fach noch ein Thema zu sein. Vielleicht weil man dort einfach eine andere Fahrradkultur hat, sein Bike sowohl auf dem Weg zum Trail wie auch auf dem Trail nutzt, dort genauso viel rauf wie runter fährt und dabei auch gerne mal die Alpen überquert. Ich weiß nicht warum …

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Aber auch wenn es die 3×11 XTR in USA nicht geben wird, so gibt es doch Alternativen, sowohl von SRAM, aber eben vor allem von SHIMANO. Wir haben uns für diesesn Dauertest für eine Deore 3×10 Komplettgruppe entschieden. Sie rangiert zwar unterhalb der SLX, und damit an 4. Stelle unterhalb der XTR, dennoch ist sie keineswegs unattraktiv.
Während wir uns so unsere Gedanken zum Thema 3×10 gemacht haben, hat sich unser Tester  Jeff J, der schwerste und kräftigste unter uns sofort bereit erklärt  einen 3×10 Dauertest zu machen. Nicht zuletzt auhc deswegen, weil er noch 3-fach Gruppen von früher kennt … und sie auch ein wenig vermisst.  Der Grund, für die Deore ist einfach, dass sie fast alle Technologien der teurerern Gruppen beinhalte und damit ein wahres Wunder an Preis-Leistung ist. Für einige unserer Leser eine Reise in die Vergangenheit, für manche eine Idee, die ihnen selbst noch nie gekommen ist.

Die 10-fach Kassette der Deore Gruppe ist serienmäßig 11-36 und die Kurbel gibt es in einer sehr kletterfreundlichen 22-30-40 Kombi. Auffällig ist auch, wie aufwendig die Deore-Kettenblätter mit ihren Schaltrampen und Stahlstiften gearbeitet sind.

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Logisch, dass die  Deore Gruppe nicht den Gewichtsanspruch einer Racegruppe hat, etwas, das man deultich am Shadow Plus Schaltwerk oder der Kurbelgarnitur spürt … aber dafür kostet sie auhc nur einen Bruchteil davon. Bis zu unseren  ersten Praxiseindrücken – hier noch die tatsächlichen Gewichte:

  • Hinterbremse (ohne Rotor und Kleinteile):  300 g
  • Vorderbremse (ohne Rotor und Kleinteile):  286 g
  • Trigger-Shifter (mit Kabeln aber ohne Hüllen):  273 g
  • Kurbelgarnitur (mit 22-30-40 Kettenblättern und Achse):  866 g
  • Umwerfer:  159 g
  • Schaltwerk:  329 g
  • Pedale M-520:  375 g
  • Kassette CS-HG50-10 (11-36T):  384 g

Wir werden die  will 3×10 Deore Gruppe an Jeff J’s Privatbike, einem TREK Stache 29er Hardtail montieren und er wird den Test durchführen. Soviel schon vorab, als er die kleinen Kartons mit den Bauteilen bei mir abgeholt hat, hat er über beiden Backen gegrinst ….

Grannygear