GERMAN:ANSWER Xcite X-Ray Federgabel – Testfazit: von c_g

11 Xcite 29Was, schon wieder ein Test vorüber? Ja, und zwar einer der dieses mal nur wenige Überraschungen geboten hat.

Das soll aber keineswegs heißen, dass die GERMAN: ANSWER Xcite Federgabel ein langweiliges Produkt ist – ganz im Gegenteil – sie ist hoch spannend, aber sie hat einen so messerscharfen und klar definierten Grundcharakter, der sich selbst mit den Einstellungsoptionen kaum geändert hat.

Die GERMAN:A Xcite gehört zweifellos zu den innovativsten Federgabeln auf dem aktuellen Markt, obwohl ihr Design schon seit einigen Jahren Bestand hat.

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Designmerkmale wie

  • das Muscle Design (die spezielle Formgebung der Gabelkrone und der Gabelbrücke) oder 
  • das Straight Dropout Design (mit dem Offset erzeugt allein durch den Winkel zwischen der Gabelschaftachse und den Gabelbeinen – ganz ohne Offset an den Ausfallenden), 
  • die stufenlose Federwegsverstellung von 120 bis 0 mm und 
  • die 36 mm Standrohre waren vor ein paar Jahren geradezu revolutionär. 

Absolut neu dafür ist die Konstruktion des tapered Steuerrohrs, das GERMAN: A „ONE-POINT-FIVE Konzept“, das eine interessante Philosophie verfolgt und damit mit einem sehr schlanken Carbon-Schaft auskommt.

Für die genauere Vorstellung all der eben genannten Technologien nebst der herausragenden Gewichte (1588 g bei unserer Testgabel) finden sich hier im Testintro.

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Doch jetzt zu der Gabel und meinen Fahreindrücken dazu.

Das erste was die der Einstellung aufgefallen ist, sind die niedrigen Drücke mit denen die Gabel auskommt – bei 90 kg (inkl. Kleidung und Rucksack) waren 4,0 bar ausreichend um bei der Gabel sowohl den korrekten Sag, wie auch genug Durchschlagschutz für schweres Gelände zu erhalten.15 Xcite 29 Der Weg von meinem Haus zu den normalen Testtrails, besteht aus einem längeren Anstieg auf einer Forststrasse und dabei ist gleich die zweite Auffälligkeit aufgetaucht. Die Gabel ist ungemein wippresistent. Man muss schon mit seht viel Körpereinsatz im Wiegetritt arbeiten um die Xcite zu größeren Wippbewegungen anzuspornen und das bei komplett geöffneter Druck und Zugstufe.

14 Xcite 29Überhaupt scheint die Dämpfung der Xcite auf der strafferen Seite zu liegen, denn eine komplett geöffnete Zugstufe war für mich gerade schnell genug auf dem Trail und den optionalen Lockout, den meine Testmuster hatte, habe ich, außer zum Probieren seiner Funktionalität nie mehr betätigt. Der optionale Lockout ist in meinen Augen also eher überflüssig – hier ließen sich also etwas Geld (€ 99.- Aufpreis) und 60 g Mehrgewicht einsparen, ohne viel an Funktionalität einzubüßen.

Das soll allerdings nicht heißen, dass die Xcite im Ansprechverhalten genauso träge auf Bodenunebenheiten und Schlägen reagiert. Sie gehört zwar definitiv nicht zu den sensibleren Gabeln, wie etwa eine FORMULA Thirtyfive oder einer RS Pike, einfach weil kleinere Schläge doch ziemlich ignoriert werden, aber wenn es darum geht mittlere oder größerer Schläge wegzuarbeiten ist die Xcite durchaus gut. Beim Fahren kam mir immer wieder der Vergleich zur MAGURA TS8R oder eben einer ROCK SHOX SID bzw. Reba mit etwa halb zugedrehter RTC3 Low-Speed Dämpfung, in den Sinn – also durchaus auf dem gleichen Niveau anderer straffer XC-Gabeln. Erst bei staccato-artig schnellen Schlagfolgen kommt sie aus dem Takt- einfach weil die Dämpfung hierfür etwas zu straff ist. Auch der Durchschlag-Schutz ist sehr gut und ließ bei mir ganz ordentliche Sprünge und Drops zu ohne irgendwelche Auffälligkeiten.

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Was das Lenkverhalten angeht hatte ich bei den allerersten Ausfahrten den Eindruck, dass sie das Bike ein wenig ruhiger machen würde, das hat sich aber recht schnell gegeben und ist auch im direkten Vergleich mit anderen Bikes nicht mehr besonders aufgefallen. Auf Nachfrage hat mir GERMAN:A mitgeteilt, dass die Xcite bei 120 mm einen effektiven Offset von 45,5 mm hätte, also kaum weniger wie die sonst üblichen 47 mm.
Was die Lenkpräzision oder Steifigkeit angeht, konnte ich keine Defizite erkennen und würde die Xcite X-Ray auf das identisch hohe Niveau der anderen 35- und 36-mm-Standrohrgabeln setzen.

Die spezielle ONE-POINT-FIVE Schaft-/Kronenkonstruktion hat sich über den gesamten Test hinweg als durchweg unauffällig und funktionell gegeben – keinerlei Beanstandungen diesbezüglich.

Ob die speziellen 15 mm Steckachsen-Ausfallenden hierzu noch viel beigetragen, kann ich nicht sagen es bleibt aber anzunehmen, dass die wuchtige Bauweise alleine schon ordentlich Steifigkeit bringt.

12 Xcite 29 Krone

Die Konstruktion der Ausfallenden, die eigentlich nichts anderes als die 20 mm Steckachs-Ausfallenden der Downhillgabel mit 15 mm Adaptern ist, ist wegen der insgesamt 3 zu lösenden Schrauben jedenfalls recht umständlich in der Handhabung. Für den Renneinsatz würde ich jedenfalls bei der Xcite eher die Schnellspann-Ausfallenden wählen – weil  leichter (ca. 100 g), günstiger (kein Aufpreis) und einfacher zu handhaben. Außerdem muss man unbedingt darauf achten immer eine spezielle Nuss mitzuführen, denn nicht jeder hat einen 10 mm Inbus im Mini-Tool. Hier wäre ein kleineres Maß sicher sinnvoller.

Die von mir so freudig erwartete Federwegsverstellung/Absenkung habe ich übrigens entgegen meinen eigenen Erwartungen nur wenig benutzt – was aber in keinster Weise mit deren Wirkung und Funktion zusammenhängt, sondern eher mit ihrer Ergonomie. Nachdem ich die Gabel ausschließlich auf meinen heimischen Trails genutzt habe, wo sich die Ansteige kaum länger als 10 min sind, war ich einfach zu faul um vor dem Anstieg abzusteigen, den unten rechts an der Gabel befindlichen Knopf zu drücken um die Gabel abzusenken und das gleiche oben angekommen noch mal zu machen. In einem alpinen Umfeld allerdings, wo die Ansteige länger sind, ist die Option allerdings aus meiner Sicht eine tolle Sache.

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17 Xcite 29Zusammenfassung: Wer bei den bisherigen Ausführungen noch nicht den Gedanken hatte, für den werde ich es noch mal klar aussprechen – die GERMAN:ANSWER Xcite ist eine klassisch straffe XC-Racegabel – mit allen Konsequenzen:

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Einmal weil sie maximal wippneutral arbeitet, also exzellent mit Sprintattacken und Wiegetritt-Anstiegen umgeht, dann weil sie eine grundsätzlich straffe Dämpfung besitzt, die sich im gemäßigten Toureneinsatz nicht ganz so komfortabel wie manch andere Gabeln fährt, am Limit und aggressiv gefahren aber sehr wohl ihr Potential entfaltet.
Zusätzlich schafft die Xcite das alles bei einer exzellenten Lenkpräzision und einem rekordverdächtig geringem Gewicht – besonders, dann wenn man die aus meiner Sicht nicht notwendigen Updates wie den optionalen Lockout und die für den XC-Einsatz zu umständlichen Steckachs-Ausfallenden weglässt.
Was beliebt ist eine sehr innovative Federgabel Made in Germany, die sich zwar mit ihrem speziellen, klar auf XC-Race getrimmten Charakter zwar nicht jedem empfiehlt, für diesen klar definierten Einsatzbereich aber sehr gut funktioniert – leicht, steif … schnell.