ROCK SHOX Bluto Fatbike Federgabel – Praxiserfahrungen: von c_g

IMG_2397Wie bereits hier angekündigt hatte ich wärend meines Kurzurlaubes in Finale nicht nur die einmalige Gelegenheit die exklusiven KUROSHIRO Enso 685 tubeless ready Carbonfelgen auf einem SALSA Mukluk zu fahren – ich durfte auch eine der ersten ROCK SHOX Bluto Fatbike-Federgabeln über die trockennen und oft felsigen Trails dort jagen.
Welche Auswirkungen würde eine Federgabel an einem Fatbike haben? Wozu braucht es überhaupt eine Federgabel wenn man bereits mehr als 10 cm Luftfederung in Form der Reifen hat? Und wie genau würde sich die 100 mm ROCK SHOX Bluto Federgabel geben, verglichen zu anderen Federgabeln. Die Trails von Finale Ligure waren der perfekte Ort um dieses Fragen zu beantworten.

Zuerst einmal die Einstellung. Die Bluto ist eine sehr einfache Federgabel – eine Solo Air Luftfederung (mit automatischem Druckausgleich zwischen Positiv- und Negativ-Luftkammer) ist mit Hilfe der aufgedruckten Sag-Skala schnell eingestellt. Ich habe mich anfangs an 25 % Sag gehalten, wie empfohlen udn wie bei anderen Federgabeln in der Klasse üblich. Dazu die einstellbare Zugstufe und der zuschaltbare Lockout … das war´s. Nicht sehr viel um darüber zu berichten.

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Richtig spannend aber wurde es auf dem Trail. Dort ist das Zusammenspiel aus der unglaublich sensiblen Luftfederung der Reifen und der Gabel etwas, das man zuerst kennenlernen muss. Im Uphill waren es zuerst einmal die tubeless konvertierten Fatbike Reifen die für Traktion und Komfort gesorgt haben. Das spannendste dabei war der absolut unmerkliche Übergang zwischen dem was die Reifen an Unebenheiten und Schlägen aufgenommen haben und dem, was die Federgabel dazu beigetragen hat.

27 Fat riding Allerdings war das zusätzliche Gewicht der Federgabel spürbar … und zwar in der Form, dass sie dazu beigetragen hat, dass das Bike sich im Sitzen erst später aufgebäumt hat. Wenn ich mir vergegenwärtige musste ich beim damals gefahrenen SALSA Beargrease mein Gewicht stärker verlagern oder gleich im Stehen fahren – eine Beobachtung, die mir schon öfter im direkten Vergleich zwischen Federgabel und der meist deutlich leichteren Starrgabel aufgefallen war.
Wenn es also um den Uphill geht, war die Federgabel also tendenziell unauffällig. In der offenen Position hat sie spürbar gewippt, und mit Lockout war sie … nun: Blockiert :-).

Spannender wurde es dann bei der Trailrunde über die Finale 24h Strecke, nachdem ich die Sache mit dem idealen Reifendruck für das Gelände herausgefunden habe (hier besprochen) – denn dann konnte ich mich erstmals wirklich auf die Gabel konzentrieren. Dabei ist mir dann erstmals aufgefallen, dass die Bluto mit 25 % initialem Sag bei meiner Fahrweise doch fast ihren ganzen Federweg nutzt … und das ohne größere Drops oder Sprünge. Also habe ich ihr etwas mehr Druck gegeben, auch um sie im Wiegetritt in offener Position etwas mehr zu beruhigen.

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In der Einstellung bin ich dann die verbleibende Runde und auch die darauffolgende Abfahrt auf der Superenduro-Strecke gefahren. Das Federungsverhalten war minimal straffer aber weiterhin haben Reifen und Gabel wunderbar Hand in Hand gearbeitet und mir ein subjektives Federungsgefühl von einem echten Trail-Fullie geliefert. Wie schon gesagt, in der Konstellation bin ihc die Superenduro Strecke ebneso aggressif und schnell gefahren wie später mit meinem geleiebten CUBE 140 mm Stereo 29er, nur dass das ganze mit dem Mukluk fast schalfwanderlisch sicher war, währen dich mit dem 29er doch eine präzisere Linie wählen musste um von den schräg verlaufenden Felsrippen und Wurzeln nicht regelmäßig abgeworfen zu werden.
Zugegeben in „klassischem Fatbike-Terrain“ braucht man nicht unbedingt eine Federgabel, aber wenn sich die Fatbikes aufmachen auch „klassisches MTB Terrain“ zu erobern, dann verhilft die Federung ihnen zu einem Fahrverhalten, das einfach nur als genial spaßig zu bezeichnen ist.

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Interessant und wichtig zu vermerken war auch, dass die einfache Dämpfung der ROCK SHOX Bluto Federgabel und fehlenden Verstellmöglichkeiten in Verbindung mit der ungedämpften Federung der Fatbike-Reifen deutlich besser davonkam, als sie es mit schmäleren Reifen würde – auch hier scheinen die beiden Federungsmedien – Luftreifen und Federgabel – sich nahezu optimal zu ergänzen.

image-3 KopieWährend der weiteren Testtage kamen dann keine weiteren tiefgreifenden Erkennsnisse hinzu, außer villeicht der bereits ausgesprochenen: Dass man sich mit einem gefederten Fatbike wirklich schnell eine „schlampige“ Fahrweise an gewöhnt, denn Traktion und Kurvengrip sind mit so einem Bik einfach fast genzenlos. Man kann unbeirrt Kurven in zerfurchtem oder steinigem Gelände  fahren, die mit jedem anderen Bike Balanceakte sind und weder Stufen noch Sprünge können ein solches Bike wirklich aus der Ruhe bringen. Grandios und eine riesige Portion Spaß.

Ich kann mich erinnern, wie ein bekannter BMX Profi nach eier Runde mit meinem 29er mir einmal gesagt hat: „Mit einem 29er braucht man ja nichtmal mehr fahradfahren zu könnne um im technischen Gelände zurecht zu kommen“ – Nun, wenn das auf den Umstieg von 26“ auf 29“ zutrifft, dann trifft das in vielfacher Weise auf Fatbikes zu.
Gut oder Schlecht? Um ehrlich zu sein – ich weiß es nicht, denn um so eine grundsätzliche Aussage zu treffen, bietet eine Testphase von nur 3 Tagen nicht genug Basis. Was ich aber ungeniert zugebe, ist dass der Einsatzbereich von Fatbikes mit Federgabeln um eine Vielfaches breiter wird als selbst ich es erwartet hätte, dass man damit richtig viel Spaß auch auf technischen Trails haben kann und dass ich mir ein für allemal die Frage beantwortet habe ob ein Fatbike etwas auf klassischen MTB Trails verloren hat. Es hat!

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Ich wage sogar zu prognostizieren, dass die ROCK SHOX Bluto (und andere Fatbike-Federgabeln die definitiv noch folgen werden) wahrscheinlich eine der wichtigsten Schritte sind um der Akzeptanz von Fatbikes als echtes MTB auf breiter Front Vorschub zu leisten. Sie und die steigende Zahl der tubeless-ready Fatbike-Reifen und –Felgen – wie die jüngst vorgestellten 45NRTH Vanhelga und WHISKEY Parts No.9 Felge.

Spannende Zeiten für Mountainbiker, nicht wahr?

RIDE ON,
c_g

Ps: Als ich dann wieder auf mein 29er umgestiegen bin und damit die selben, aber auch andere Finale Ligure Trails unter die Stollen genommen haben, musste ich mich erstmal wieder richtig umgewöhnen, fühlte mich in den ersten Trailkilometern mit den „dünnen“ 2.3“ HUTCHINSON Squale Reifen fast schon unsicher, habe aber schnell gelernt, dass auch der klassische 29er richtig Spaß machen kann. Ich jedenfalls werde mir die Entwicklungen im Fatbike Maarkt weiterhin aufmerksam anschauen und es war sicher nicht das letzte Mal, dass ihr hier von solchen Bikes zu lesen bekommt.