American Classic Wide Lightning – Zwischenstand: von Grannygear

Wir beschäftigen uns ja schon länger mit den neune superbreiten und dennoch ausgesprochen leichten Wide Lightning Laufrädern von AMERICAN CLASSIS. Wer nochmal nachlesen will findet hier unser Testintro und unsere ersten Fahreindrücke. Nach der Testphase auf dem NINER ROS9 habe ich sie auf mein SCOTT Genius 910 Bike verpflanzt, wo ich sie einerseits noch ein Stück härter fahren konnte und auch um zu sehen ob sie sich in irgendeiner Weise anders verhalten würden, als die Serienlaufräder.

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Außerdem habe ich ihnen einen neunen Satz Reifen spendiert – die CONTINENTAL Trail King 2.2 Protection, die ich demnächst separat vorstellen werde.

Ich denke es sind in erster Linie zwei Dinge, die euch Leser interessieren. Einmal ob sie robust genug sind- dem Gewicht nach passen sie ja fast eher in die XC-Liga. Und dann noch ob die extra Breite wirklich etwas auf dem Trail bringt. Ich habe mich mit Bill und Ellen von AMERICAN CLASSIC auf dem Sea Otter unterhalten und dabei ging es stark darum wie die Auswahl an extrabreiten Felgen scheinbar immer größer wird. Es gibt zwar weiterhin noch ein paar Firmen – vor allem in Europa – die an den schmalen 17 und 19 mm Felgen festhalten, aber die meisten werden zunehmend breiter. Bill Shook hat mir dabei gesagt, dass die Wide Lightnings ursprünglich mit XC und Racing als Zielrichtung entwickelt wurden. Sie sollten den Racern erlauben ihre Reifen je eine Größe kleiner zu fahren und dennoch das gleiche Volumen und mindestens den gleichen Footprint der Reifen zu erhalten und im System damit dort Gewicht einsparen wo es am wichtigsten ist – bei Felge und reifen. Wie sich bei der Entwicklung aber herausgestellt hat, waren die Felgen ausgesprochen robust und schlagresistent durch das spezielle Design der niedrigen Seitenwände. Plötzlich rückte die bisherige Widerspruchsliste – leicht … robust … und breit wieder in greifbare Nähe.

Während meiner Tests habe ich jedenfalls noch keinen Anzeichen gefunden denen zufolge die Laufräder nur auf Xc und gemäßigte Trails ausgelegt wären. Auf dem 130 mm SCOTT Genius fahren sie sich jedenfalls mindestens genauso steif und direkt, wie die deutlich schwereren SYNCROS Laufräder, beschleunigen aber um Welten besser. Ob ich damit wirklich schwere Trails richtig aggressiv fahren würde? Wahrscheinlich nicht, denn irgendwo kommt das geringe Gewicht dann doch ins Spiel, aber klassische Trailrides sind damit sehr wohl möglich.

Viel interessanter aber fand ich die Frage nach der Breite. Was bringt die wirklich? Bei allen bisherigen Reifen ist mir immer aufgefallen, dass sie damit um je ca. eine Größe breiter werden – ein 2.0er wird zum 2.1, ein 2.2er zum 2.3er usw. Bisher war das immer zu beobachten, auch wen  der Effekt in der Praxis sich bei den ohnehin breiten Reifen nicht mehr so gravierend auswirkt. Der Anspruch, dass man mit den Wide Lightnings also eine Reifengröße kleiner gehen kann und damit reale rotierende Masse einspart stimmt also definitiv.

Ein anderer Punkt aber spielt hier eine noch größere Rolle: Die geringen Drücke mit denen man die Reifen tubeless fahren kann. Ich selber fahre selten unter 1,8 bar und bei der Fahrweise, die das SCOTT Genius erlaubt, fahre ich meist um die 2.0 bar. Vor allem das recht schwammige Gefühl in schnellen Kurven hält mich meist davon ab niedrigere Drücke zu fahren. Ob die großzügige Maulweite von 29,3 mm der Wide Lightning das wohl ändern kann.  Es kann.

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Um das zu testen habe ich mir eine kurze Runde nahe von zuhause ausgesucht die viele schnelle Kurven und ein paar Felsen beinhaltet. So konnte ich mehrere Runden in kurzer zeit fahren und mit den Reifen und Drücken spielen. Mit einem digitalen Druckmesser bewaffnet, ging es bei jeder der drei Reifenkombinationen bei ca. 2.1 bar los. Alle natürlich schlauchlos gefahren.

  1. Kombination aus SYNCROS Laufrädern  und SPECIALIZED Butcher/Ground Control.  Mit der 23 mm Maulweite sind die SYNCROS Laufräder gute Vertreter der aktuellen Allroundfelgen. Nach dem ersten Lauf bei 2.1 bar, habe ich mit jeder fahrt den Reifendruck gesenkt und ab ca. 1,4 bar wurde die Sache schwammig und unkontrolliert. Sobald der Untergrund auch nur angenähert ruppiger war, waren hier schon erste Durchschläge zu spüren. Darunter wurde s immer unsicherer und ab ca. 1,1 bar war das Bike quasi unfahrbar in allem außer geradeaus.
  2. Kombination aus American Classic Wide Lightnings und den Conti Trail King II. Wer ihn kennt, weiß dass der Trail Kings in der Protection Version ziemlich starre Seitenwände hat und daher hatte ich erwartet damit deutlich niedrigere Drücke fahren zu können. Und in der Tat – bei ca. 1,7 bar gab es noch keinerlei Anzeichen von Unsicherheit, die Traktion war gigantisch und der Durchschlagschutz war immer noch OK. Bie 1.4 bar waren sie immer noch ganz normal zu fahren und erst unter 1,1 bar kam ein leicht schwammiges Fahrgefühl auf. Dafür nahmen die Durchschläge zu, so dass ich damit das sinnvolle Limit erreicht hatte.
  3.   Zum Schluss bin ich dann die AC Wide Lightnings mit den Butcher & Ground Control Reifen – des direkten Vergleichs mit der SYNCROS Felge wegen. Ich hatte erwartet, dass dieses sich nicht ganz so gutmütig fahren würden wir die steiferen CONTI Reifen, aber zu meiner Überraschung war alles fast identisch. Bis 1.4 bar war alles ganz normal und erst um 1.1 bar begann etwas Schwammigkeit ins Spiel zu kommen. Dazwischen war die Traktion und der Komfort einfach grandios ….

… und hat mich dazu gebracht meine bisherige Aussagen zum empfohlenen Reifendruck für mein gewicht und fahrweise ernsthaft nach unten zu korrigieren.  Wie mir scheint als könnte ich mit den Wide Lightnings wirklich mit 1,5 bis 1,7 bar zurecht kommen.

Also – mein Zwischenfazit ist, dass die breiten Felgen wirklich einen Unterschied machen. Was mich zu der Frage führt, ob die aktuellen Reifen wirklich dafür geeignet sind mit so breiten Felgen gefahren zu werden.  Und hier muss ich sagen: Ich weiß es nicht, denken, aber dass es Reifen gibt die das besser und andere die das schlechter mitmachen. In Zukunft wird es wohl auch Reifen geben, die speziell für die breiteren Felgen gebaut sind, aber bis s soweit ist, heißt es experimentieren.

An einem Punkt bin ich mir aber reicht sicher: Wenn es nicht sein muss, werde ich freiwillig  leine Laufräder mit so schmalen Felgen wie 19 mm Fahren. Normalerweise fahre ich immer Felgen um 22-23 mm Maulweite, die ultrabreiten Wide Lightnings haben mir aber gezeigt, dass noch weiter noch besser ist. Solange breitere Felgen nicht auch gleichzeitig sehr viel schwerer werden – und mit den AMERICAN CLASSIC Wide Lightnings bewegen wir uns auf einem Niveau, das nur wenige Carbonfelgen erreichen, dann ist es eine Win-Win-Situation für alle.

Daher heißt mein neues Laufradmotto: Breiter ist besser!

Als nächstes wird sich nochmal c_g zu Wort melden, der nach seinen Erfahrungen mit breiten reifen ebenfalls mit XC-Reifen auf den Wide Lightnings herumexperimentiert hat und diese zuerst auf einem Starrbike und danach auf seinem 130 mm Fully gefahren ist.

Mehr dazu in Bälde,
Grannygear