FORMULA 35 („Thirtyfive“) – Zwischenbericht: von c_g

Wow – was für eine Gabel! 3 Wochen nachdem ich die FORMULA 35 das erste Mal auf mein ROCKY Instinct geschraubt habe ist es an der Zeit für ein Update dieser ausgesprochen leichten und variablen Gabel, die ich hier bereits im Detail vorgestellt habe.

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Dabei lief der Test alles andere als glatt an. Auf den ersten Ausfahrten war die von anderen Testern so vielgelobte Newcomerin im Gabelsektor alles andere als eine temperamentvolle Italienerin.  Im Stand war sie zwar ungeheuer sensibel, aber im Trail hat sie auf schnelle Schläge sehr unwillig angesprochen, gab nie mehr als 70% Federweg frei und ist dennoch bei größeren Schlägen oder bergab viel so tief weggetaucht. Da habe ich festgestellt, dass man bei FORMULA (wohl bei der Federwegsverstellung auf die gewünschten 130 mm) vor dem Test vergessen hatte die empfohlenen 5 ml Ballistol Öl in die Luftkammer zu geben.
–> Kleine Ursache mit großer Wirkung, denn auf einen Schlag war die FORMULA 35 transformiert – in eine super sensible, wunderbar kontrollierte und extrem gut gedämpfte Gabel. So gut, dass ich mich sofort an die aktuelle Referenz der ROCK SHOX Pike erinnert gefühlt habe.

Das Ansprechen ist sehr feinfühlig, die Dämpfung arbeitete fast überall perfekt und gibt stets das richtige Maß an Kontrolle und Komfort.
17 FORMULA F35Selbst heftige Wurzelteppiche und Drops werden damit maximal effektiv weggedämpft. Überhaupt gehört die FORMULA 35 zu der Sorte Gabeln die sich umso wohler fühlt, je schneller und aggressiver sie gefahren werden – mach dies aber gleichzeitig mit einem Höchstmaß an Komfort.

Und damit wären wir auch schön beim einzigen Punkt an dem ich der 35 aktuell noch keine maximale Punktzahl geben würde:
In langsam gefahrenen technischen Passagen kommt nicht ganz an die aktuelle Messlatte der Pike ran weil sie mitunter doch noch zu stark abtaucht. Ich plane die Gabel noch auf ein paar Trailabenteuer mitzunehmen und werde mit dem Tech Team am Garda Festival noch sehen, ob man da etwas über das Luftkammervolumen machen kann.

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Doch zuerst noch ein paar Worte zum Gabel-Setup und den Einstellmöglichkeiten:

Als einzige Empfehlung für die 35 gibt FORMULA eine Luftdruck-Skala an, die sich als recht sinnvoll erweist. Ich habe mich zwar immer im unteren Drittel der Empfehlungen gefunden, lag aber stets noch darin. Mit einem Fahrergewicht um 87 kg fand ich mich mit ca. 5,0 bar bestens bedient – um 20% Sag und ein voll nutzbarer Federweg. Dabei ist das erste Ansprechen bemerkenswert sensibel (sicher auch wegen der Stahl-Negativfeder). 

Mit dem extrem breiten Verstellbereich der extern einstellbaren Zug- und Druckstufe hält man die sehr hohe Sensibilität aber sehr gut unter Kontrolle. Von fast ungedämpft bis Zeitlupentempo lassen die sehr gut bedienbaren Knöpfe einen extrem breites Spektrum zu.

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Ich selber habe mich nach einiger Zeit etwa in der Mitte der Zugstufendämpfung (ca. 9 von 20 Klicks, roter Knopf unten am rechten Holm) und mit einer ca. 2/3 geschlossenen Druckstufe (10 von 15 Klicks, blauer Knopf oben an der Gabel) am wohlsten für meine Trails und Fahrweise gefühlt. Für wirklich technische Trails (mit langsam gefahrenen Stufen oder heftigere Drops) drehe ich die Druckstufe meist noch 2-3 Klicks weiter zu – einfach um sie noch höher in ihrem Federweg zu halten – und für sehr schnelle Wurzelstrecken gehe ich manchmal mit der Druckstufe etwas zurück. Durch den einfach zu erreichenden Knopf und die deutliche Rasterung ein Kinderspiel.
Der einstellbare Lockout (schwarzer Knopf zur Einstellung und goldener Mini-Hebel zum Aktivieren – beide oben rechts) hat sich ebenfalls als nützlich herausgestellt. Als eher traillastiger Fahrer habe ich zwar keinen Bedarf für einen harten Lockout, wie ihn die 35 über den größten Bereich bietet (das ist aus meiner Sicht eher eine XC-Sache) aber wenn ich die Arbeitsschwelle des Lockouts nur 2 Klicks von komplett offen einstelle, ergibt sich ein Effekt, der am ehesten einer straffen Plattformdämpfung entspricht. Selbst im Wiegetritt bleibt die 35 dann noch ruhig, kann aber sehr wohl auf mittlere oder größerer Schläge auf dem Trail reagieren. Somit kann man den Lockout wunderbar auch zweckentfremdet hernehmen – was mir auch offiziell von FORMULA als Option bestätigt wurde.

14 FORMULA F35 Damit habe ich zwar noch nicht alle Variablen voll ausgeschöpft (Ölstand in der Luftkammer und Federwegsverstellung fehlen noch), aber bereits jetzt, haben die diversen Einstellmöglichkeiten der FORMULA 35 bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Ich habe bisher nichts gefunden, was sich nicht sinnvoll nutzen ließe und was nicht der Fahrperfomance zugute käme.

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Was die Steifigkeit des 35 mm Chassis angeht, ist die FORMULA ebenfalls eine andere Liga, wie ihre 32 mm Geschwister vom Schlage einer MAGURA TS8R, die vorher am Bike war, oder der FOX F32. Während es dem Fahrer – und auch mir – normalerweise nicht so sehr auffällt, weil man sich einfach daran gewöhnt, war für mich der direkte Vergleich zur ROCK SHOX Revelation (am VOTEC VX135 und dem RADON Slide 130 9.0 SL) ein echter Augenöffner. Auch hier gilt: „Das Bessere ist des Guten größter Feind“ und die 35 legt hier klar noch eines drauf gegenüber den bekannten Fabeln der Federwegsklasse 100 bis 140 mm … und das ohne nennenswertes Mehrgewicht.
Ich scheue mich nicht auch weiterhin die leichten 32 mm Gabeln für Trailriding und XC zu empfehlen, aber im harten Gelände ist die zusätzliche Lenkpräzision einer FORMULA 35 doch sehr willkommen.

Die geschraubte 15 mm Steckachse bietet zwar nicht den Bedienkomfort einer Schnellspann-Schraubachse, ist aber dennoch bisher nirgends negativ aufgefallen. Die Bedienung über einen 5 mm Intus ist, einfach und unproblematisch.

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Zwischenstand: Nach den ersten Anlaufschwierigkeiten, hat sich die FORMULA 35 als eine extrem feinfühlige und potente Trailgabel erwiesen. Wenn auch nicht bei sehr langsamen technischen Passagen reicht die FORMUKLA 35 in allen anderen Fahrsituationen an die aktuelle Referenz (RS Pike) sehr wohl ran und unterbietet diese nochmal  deutlich in ihrem sehr niedrigen Gewicht.
12 FORMULA F35Alle Einstellmöglichkeiten waren effektiv, gut nutzbar und haben der Gabel zu einer idealen Einstellbarkeit verholfen. Die einstellbare Arbeitsschwelle des Lockouts hat sich ebenfalls als multifunktional gezeigt – vom harten XC-Lockout bis zur straffen Trail-Plattformdämpfung kann man ein sehr breites Spektrum damit abdecken.In Sachen Lenkpräzision und Fahrperformance übertrifft sie bereits nach dem aktuellen Kenntnisstand schon die meisten anderen Gabeln der 100 bis 140 mm Federwegsklasse und ist damit ein heißer Kandidat für eine der besten Newcomer-Produkte des Jahres.

Mehr dazu nach den Trailerfahrungen am Gardasee.

RIDE ON,
c_g