VOTEC VX135 – Erster Fahreindruck: von c_g

Gestern war das RADON Slide 130 9.0 SL mit den ersten Fahreindrücken dran (hier), jetzt folgt der noch junge Herausforder, das VOTEC VX135. Wie im Intro bereits geschrieben sind sich die beiden Bikes auf den ersten Blick recht ähnlich. Auch wenn das VOTEC mit 10 mm vorne und 5 mm hinten etwas mehr Federweg hat, ähneln sie sich im Design, der groben Federungsauslegung und der Geometrie doch recht stark.

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Eine der wichtigsten Fragen für mich war daher: Wie stark unterscheiden sie sich? Liegen die Unterschiede nur in der Ausstattung und kleineren Details, oder würden sich beide recht ähnlich fahren?
Und auch wenn es erst 2 Wochen in dem Test sind, kann ich schon mal sagen, dass beide Bikes sich in vielen Bereichen sehr ähnlich sind … und beide bieten zweifellos „sehr viel Bike für´s Geld“ und eine tolle Performance.

Der Rahmen des VOTEC VX135 ist schon mal  sehr steif und präzise. Auch hier keine Kritikpunkte, weder im Antritt, noch in aggressiven Kurven. Was das die Sitzposition geht, ist das VX135 wunderbar ausgewogen. Ich sitze sehr schön mittig im Bike und fühlte mich sofort 100% wohl auf dem Bike.

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Das Set-Up der Federelemente ist ROCKSHOX-typisch einfach und schnell. Wie erwähnt kommen beim VOTEC eine 140 mm Revelation mit RTC3 Dämpfung zum Einsatz, d.h. die Gabel hat eine dreistufige Druckstufe (Open – Pedal – Lockout) mit einer separat einstellbaren Low-Speed Druckstufe für die offenen Stellung. Somit kann man auch für die offene Position ein gewisse Wippunterdrückung erreichen ohne die Sensibilität stark zu beeinträchtigen.
Außerdem kommt beim VOTEC eine MONARCH RC3 Dämpfer mit großem Luftvolumen zum Einsatz.
Im Kontrast zum RADON fand ich meine Optimaleinstellung bei diesem Dämpfer bei fast komplett geschlossener Zugstufe – was wiederum zeigt, wie unterschiedlich die Herstellertunes der Dämpfer sind.

Was die effektive Federungsperformance angeht, spielt das VOTEC VX 135 in der gleichen Liga, wie das RADON, fühlt sich aber hinten wie vorne spürbar sensibler und schluckfreudiger an. Vorne spielt dabei sicher das Plus an Federweg eine große Rolle, hinten dagegen spürt man das größere Luftvolumen in Form einer merklich lineareren Kennlinie. Die zusätzliche Sensibilität bringt es aber auch mit sich, dass das Votec stärker  zum Wippen neigt und ich es dementsprechend mehr mit zugeschalteter Pedalplattform fahre. Sowohl beim RADON, wie auch dem VOTEC arbeiten die Hinterbauten auf einem sehr hohen Performanceniveau. Bisher würde ich weder das eine noch das andere hierin als besser oder schlechter bezeichnen. Hier geht es mehr  um persönliche Vorlieben als um eine vergleichbare Wertigkeiten.

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Erwähnenswert ist auch, die im Intro erwähnte Anti-Squat Kinematik des VOTEC. Im großen Kettenblatt soll der Kettenzug die Federung spürbar stabilisieren. In der Praxis ist der Effekt auch spürbar und hilft bei plötzlichen Sprints oder kurzen Wiegetrittattacken. Die weiche Abstimmung des Dämpfers in der offene Position  egalisiert den Effekt aber wieder weitgehend. Bei zugeschalteter Plattform wirkt ohnehin die stärkere Dämpfung und überlagert den Effekt. Das Selbe gilt übrigens auch für das Radon, ist dort in der Fahrpraxis aber weniger ausgeprägt. Im kleinen Kettenblatt (hier ein sehr kletterfreudiges 22er – super!)  sind dafür gar keine Antriebseinflüsse zu spüren und das Heck arbeitet genau so sensibel, wie es die Dämpfereinstellung zulässt. Bergauf greift man daher genauso früh (oder spät) zur Plattformdämpfung oder dem Lockout. Wippunterdrückt kommt man mit dem VX135 aber dann auch die steilsten Anstiege sehr gut hoch.
–> Bergauf gibt sich das VX135 also ebenso gutmütig und ruhig, wie das RADON. In diesem Punkt sind beide Bikes absolut ebenbürtig.

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Der zweite feine Unterschied zum Radon liegt im Handling. Wo das RADON Slide ein neutrales bis leicht spurtreues Handling hat, tendiert das VX135 eher zur agilen Seite. Auch hier ist der Unterschied subtil und wohl erst im direkten Vergleich auszumachen, aber deswegen nennt sich dies ja auch ein Vergleichstest. Damit gewinnt das VOTEC einen Tick an Verspieltheit. Dass es dadurch nicht an High-Speed-Stabilität und subjektiver Sicherheit einbüßt, liegt an der sensibleren Federungsperformance bergab.

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Ausstattung
: Die AVID Elixir 9 Trail Bremsen, der SRAM X.9/X.0 2×10 Antrieb und auch die SYNTACE W30 Laufräder geben sich bisher absolut funktionell und ohne jede Auffälligkeit. Tadellos.

Obgleich es auf meinen Wald-Trails bisher noch keine Defekte gab, kann man die 2.25er Nobby Nics als potentiell unterdimensioniert kritisieren – 2.35er stünden diesem Bike besser, vor allem wenn man auch mal auf felsigem Untergrund unterwegs ist.

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Deswegen habe ich kurz vor Verfassen dieses Zwischenberichts die aggressiveren Hans Dampf auf dem VX135 montiert. Im nächsten Artikel werde ich berichten, wie die Änderung sich auf das Bike auswirkt und ob es damit noch stimmiger wurde. Dann auch ein Kommentar über die Schlauchlos-Eigenschaften der SYNTACE Laufräder. In der Beschleunigung jedenfalls helfen die schnellen und dennoch griffigen Nobby Nics immens.
Nach dem Reifenwechsel am RADON hatte das VOTEC seinen Gewichtsvorteil wieder verloren, der allein in den Reifen begründet war  – auch in diesem Punkt heißt es also Gleichstand für die beiden Bikes.

Was die übrige Ausstattung angeht, gibt es am VOTEC funktionell keine Defizite. Sehr angenehm und daher eigens zu erwähnen, finde ich die ERGON Griffe und den Sattel die das Bike nicht nur optisch aufwerten.

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Wenn ich meine bisherigen Eindrücke also zusammenfassen darf, so ist das VOTEC VX135 bereits im Serientrimm ein Volltreffer. Alles an diesem Bike ist durchdacht, funktionell ohne Tadel und ergonomisch hervorragend. Ein Paradbeispiel eines One-For-All Trail- und Tourenbikes zu einem fairen Preis.

RIDE ON,
c_g