SCOTT Spark 910 – Testfazit: von Grannygear

Es wird Zeit den Test des 2014er Scott Spark 910 abzuschließen. Wer sich die vorherigen Artikel dazu noch mal vergegenwärtigen kann das im Intro und im Zwischenbericht tun.

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Mit gerade mal 11, 8 kg im Serientrimm gehört das Spark 910 zweifellos zu den leichteren Bikes. Ein Gewicht das zu einem guten Teil durch den sehr leichten Rahmen, aber auch die superleichten SCHWALBE Rocket Ron Reifen zustande kommt. Der Rahmen gehört nicht zu den steifsten, ist aber nur bei sehr schweren Fahrern spürbar flexibel. Die übrigen Komponenten auf XT-Niveau waren bisher ein Muster an Zuverlässigkeit und Funktion.

41 SCOTT Spark-geoDie TwinLoc-Technologie gehört sicher zu den Kernelementen des Bikes und bisher bin ich damit sehr zufrieden. Die intuitive Bedienung und Möglichkeit mit einem Hebel das gesamte Fahrwerk auf den Untergrund abzustimmen ist genial … auch wenn man anmerken mag, dass andere Bikes auch ohne solche Features auskommen und dennoch gut klettern. Für jemanden, der sein Fahrwerk aber gerne differenzierter hat und auch die Extreme des Spektrums – sehr weich und komplett gelockt – sucht, für den ist das System gemacht.

Ich fahre gerne und viel im Wiegetritt und auf meinen oft glatten Trails war der simultane Lockout einfach super und hat genau zu meinem Fahrstil gepasst. Auf der Kehrseite muss man aber recht oft mit dem TwinLoc-Hebel arbeiten – mir ist es ein paar Mal passiert, dass ich vergessen habe das Fahrwerk wieder für den Downhill zu öffnen …

Auf einer längeren Ausfahrt habe ich am Wendepunkt den Flip-Chip am Dämpfer zur Geometrieverstellung umgedreht und eigentlich keine große Veränderung erwartet. Weit gefehlt!! Das Bike wurde regelrecht transformiert! Ich hatte mich sehr gut an die flachen Winkel und das ruhige Handling gewöhnt, weshalb ich das Spark im Zwischenbericht ja auch mehr als Allround-Trailbike, als ein waschechten Racer bezeichnet hatte … jetzt war die Sitzposition weiter vorne, fühlte sich noch effizienter und frontlastiger an und das Spark mit einem mal ein Bike mit dem man sich ständig nach KOMs ausstreckt. Das Umlegen der kleinen Exzenterplatte reichte aus um aus dem gutmütigen Bike einen Strava-Racer zu machen.

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Trotzdem blieb das Spark noch sehr gut kontrollierbar – kein zickiges Racebike aber deutlich sportlicher. Wie ein guter Burger, der mit Tabasco aufgepeppt wird. Jetzt am Ende des tests bin ich mir nicht sicher welche Position mir lieber war  – wahrscheinlich würde ich die niedrige Position aber mit einer geraden Sattelstütze wählen – aber das tolle ist, dass man mit dem Spark eben beiden haben kann. Ganz nach eigenem Gusto – genauso wie es das RIDE-9 System von ROCKY MOUNTAIN macht.

Nachdem ich ja auch das SPECIALIZED Epic Marathon gefahren bin – hier noch ein kurzer Vergleich. Aus meiner Sicht ist das SCOTT Spark ein vielseitigeres Bike, das mit seinen diversen Optionen einfach ein breiteres Einsatzspektrum abdeckt. Allerdings ist es auch mit der steileren Geometrie (Flip-Chip in der High-Position) nicht soo aggressive und direkt wie es das Epic war.  Mit dem Epic hat man einen Vollblut-XC-Racer, während das Spark für mich eher Teilzeit-Racer und Marathon-/Traibike in einem ist.

43 SCOTT Spark-geoInteressant fand ich auch, dass sich das Cockpit mit dem negativen 100 mm Vorbau (-10°) und dem schmalen Lenker keineswegs deplatziert angefühlt hat. Ich selber hätte mir so eine Kombi nie ausgesucht, aber zum Spark hat sie sehr gut gepasst. Irgendwie schaffte SCOTT es mit dem sehr stark abgeknickten Sattelrohr sowohl mich mit meinen (normal proportionierten) 1,88 m wie auch meinen Co-Tester Navy Mike mit 1,82 cm aber sehr langen Beinen  eine sehr gute Sitzposition zu geben. Klasse!

Aber es gibt auch ein paar Kritikpunkte:

Die sehr leichten SCHWALBE Rocket Ron Reifen in der EVO Version sind sagenhaft leicht (520 g al 2,2“) aber auch empfindlich – ich habe einen an einem Felsen komplett aufgeschlitzt und den anderen empfindlich angeschrammt. Für meine  Trails wäre die Snakeskin Version mit gerade mal 85 g Mehrgewicht deutlich sinnvoller.

Der so oft gelobte Twin-Loc Hebel hat bei mir auch ein paar Mal gezickt und  zum Teil nur widerwillig wieder aufgemacht. Der Schlüssel hiezu ist eine feine Einstellung der Kabelspannung über die Feineinstellung am Hebel.

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Navy Mike hat das Spark auch auf einem 6 h Solo-Rennen gefahren und hier seine Beobachtungen.

“Währen des Rennens fand ich das SCOTT Sprk serh angenehm zu fahren – einerseits weil es leicht und schnell ist und dann aber auch in gröberen Passagen viel Ruhe vermittelt.

Was mich wirklich beeindruckt hat war sein Kletterverhalten im Sitzen. Auch ohne meine sonst übliche Kletterübersetzung mit einem 24er KB vorne, bin ich damit jede Steigung sehr gut hochgekommen auch dort, wo andere Fahrer mitunter schon geschoben haben.

Die Paradediszipin des Spark liegt da wo es schnell und technisch zugeht. Auch mit „nur“ 100 mm Federweg schluckt es sehr souverän die Unebenheiten weg. Ich bin damit einige Passsagen deutlich schneller gefahren, als sonst und habe mich immer extrem sicher gefühlt.

–> Insgesamt ist das SCOTT Spark eines der Bikes mit dem höchsten Spaßfaktor. Ein Bike, das ich mir wirklich überlege zuzulegen.“

Nach dem test wunder ich mich wirklich warum man nur so wenige SCOTT Sparks auf unseren kalifornischen Trails sieht. Keine Ahnung warum, denn das Spark gehört zu den besten Bikes seiner sehr umkämpften Klasse. Wer sich für die speziellen Eigenschaften des Twin-Loc Systems begeistern kann . und das sind wahrscheinlich viele – für den ist das Spark ein Bike das in keinem Aspekt enttäuscht.

Grannygear