MAGURA ´14 TS8R Federgabeln – Erste Eindrücke: von Grannygear & c_g

Während des MAGURA Press Camps haben wir beide 2 1/2 Tage lang je eine 140mm Version der neuen TS8R über die Trails von Sedona gejagt – GG´s seine auf einem SPECIALIZED Stumpjumper FSR Expert EVO (links) und c_g die meiste Zeit auf meinem eigenen CUBE Stereo SHPC 140 (rechts).

   

Gerade weil wir beide etwas gemischte Erfahrungen mit unseren TS8R Gabeln letztes Jahr gemacht hatten (hier), haben die überarbeiteten Gabeln auf den Trails in Sedona einen sehr guten Eindruck bei uns hinterlassen – so gut sogar, dass wir das Angebot von MAGURA die Gabeln noch in einem ausführlichen Test zu behandeln gerne angenommen haben – ich auf der gleichen 140 mm Gabel wie schon bei dem Camp und GG mit einer 120 mm Version auf seinem Langzeittester dem SPECIALIZED Camber Expert.

Nach unserem Eindruck sinkt die TS8R beim Fahren nur wenig ein – stattdessen kommt sie auch bei schnellen Schlagfolgen schnell wieder in die Ausgangsstellung zurück und taucht selbst bei aggressiven Bremsmanövern nur wenig ein. Selbst an Felsstufen, welligem Gelände und heftigen Stößen hatten wir wenig daran auszusetzen wie die 140 mm Gabel die Stöße zum Fahrer weitergab.

Die Federungsphilosophie der MAGURA-Ingenieure war es das Feedback der Gabel über den Untergrund zu optimieren, und auf keinen Fall die Gabel so sensibel und schluckfreudig zu gestalten, dass sie den Fahrer förmlich vom Untergrund „isoliert“ (wie man es manch anderen nachsagen könnte). Was das angeht, trifft die neue TS8R genau ins Schwarze und wir fanden sie auf den eher langsamen und technischen Trails von Sedona wirklich klasse.

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Hier sind unserer speziellen Eindrücke (aufgeteilt in Aussagen von Grannygear und c_g):

GG: Anfangs bin ich die Gabel in der stärker gedämpften Mittelstellung (die DLO3 ja jetzt bietet) gefahren. Mit dem FOX Dämpfer des FSR Hinterbaus ebenfalls in der Plattform-Stellung, war das Bike damit schön ausbalanciert und blieb selbst im heftigen Wiegetritt noch sehr ruhig. In der ersten langen Abfahrt habe ich die Dämpfung dann ganz aufgemacht. Für mich war der Unterschied vor allem in Form einer höheren Sensibilität auf kleinere Schläge spürbar, aber ohne dass die Gabel viel mehr zu wippen angefangen hätte … und habe sie dort die gesamte Zeit gelassen.
Zuhause, wo die Trail viel weniger technisch und vor allem schneller sind würde ich sie vielleicht eher und öfter in der Plattformstellung fahren.
Insgesamt spürt man aber wie die Gabel sehr leicht und frei arbeitet, daher würde ich einen Großteil der genannten Eigenschaften einer selbst im offenen Modus kräftigen Druckstufendämpfung  zuschreiben.

C_g: Ich bin eher ein sitzender Fahrer und als solcher fand ich die TS8R von Anfang an auch ganz offen sehr ruhig. Nur wenn ich wirklich für längere Zeit im Wiegetritt gefahren bin habe ich die Plattformdämpfung zugeschaltet. In solchen Fällen fand ich es sehr gut, nun eine Mittelstufe zu haben und nicht sofort in den blockierten Modus schalten zu müssen, wie bisher beim DLO2.
Was ihr Federungsverhalten im groben Gelände angeht gebe ich GG vollkommen Recht. Die TS8R bietet sehr viel Kontrolle und Feedback. Vor allem im Downhill in technischeren und langsam gefahrenen Abschnitten fand ich es sehr gut, dass sie so wenig eintaucht. Sie bietet nicht ganz die Schluckfreudigkeit und Feinfühligkeit der bisher an dem Bike gefahrenen FOX F34 oder gar der neuen ROCK SHOX Pike, die ich ja vor Kurz beim Garda Festival gefahren bin (hier), aber mit ihrer eigenen Charakteristik fahrt sie sich definitiv sehr gut. Das vorher genannte Trail-Feedback vermittelt auf jeden Fall zusätzliche Kontrolle in heiklen Passagen und das ist aus meiner Sicht eine gute Sache.

  

In Sachen Steifigkeit hatte ich nie Anlass dazu die die deutlich schwerere FOX F34 zu vermissen.

GG: Auf einer Tour, wo die Schlagfolgen auf dem Slickrock-Felsstufen sehr schnell kamen, fand ich die Gabel etwas zu direkt. Daher habe ich den Luftdruck um 0,3 bar reduziert und das hat der Feinfühligkeit gut getan ohne dass ich deswegen Durchschläge hatte. Ich hätte wahrscheinlich den Luftdruck noch mal reduzieren können, aber egal wie niedrig man geht, die TS8R wird wohl nie eine Federungsperformance erreichen die einen über den Trail schweben lässt … und dazu wurde sie ja auch nicht entwickelt.
Auf den Trails von Sedona jedenfalls war die TS8R mit 140 mm einen sehr gute Wahl, besonders weil sie eben so wenig beim Bremsen abtaucht und so wippfrei bei steilen Anstiegen bleibt.
Mir liegt das etwas direktere Fahrgefühl der MAGURA Federgabel und hatte nie das Gefühl über Gebühren durchgeschüttelt zu werden. Mit der 2014 140er Federgabeln hat MAGURA eine gute Balance aus Schluckfreudigkeit und Laufruhe erreicht, die evtl. mit etwas Feintuning sogar noch zu verbessern wäre. Meine einzige Kritik zu diesem Zeitpunkt wäre, dass ich mir noch etwas mehr Unterschied zwischen der Offenen und der Plattformstellung gewünscht hätte … aber das ist wirklich nur der erste Eindruck.

C_g: Mit dem Luftdruck war das so eine Sache bei meiner neuen 2014 MAGURA TS8R 140 mm Gabel. So eingestellt wie es die Tabelle auf der Rückseite der Gabel angibt, hat sie sich für mich deutlich zu direkt und unsensibel angefühlt. Daher bin ich innerhalb der ersten 3 h auf der Gabel immer weiter mit dem Luftdruck runtergegangen, bis ich etwa 1,4 bar niedriger lag, als empfohlen. Dann war die Gabel zwar wunderbar feinfühlig, hatte allerdings auch einen Sag von stattlichen 35% – eindeutig zu viel. Letztlich fand ich etwa 1 bar unter dem empfohlenen Sag den für meinen Fahrstil optimalen Kompromiss aus Schluckfreudigkeit und Stabilität. In normalen Situationen habe ich so etwa 85% des Federwegs ausgenutzt – der Restfederweg blieb als Reserve (die ich während der noch folgenden Touren mitunter sehr gut gebrauchen konnte).

Ich habe meine Beobachtungen zur Federungscharakteristik  mit den MAGURA Technikern besprochen und sie schlugen vor, die Feinfühligkeit etwas zu erhöhen indem man mit dem Luftdruck zwar noch weiter runter ginge, die Progression aber etwas erhöhen würde (durch einen Reduktion der Luftkammer mittels der neuen Spacer des „Performance Package“).  Leider haben wir diesen Umbau währen des Press Camps nicht mehr geschafft, aber dafür bleibt während des richtigen Tests auf meinen Heimat-Trails ja noch Gelegenheit.

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Da MAGURA ja auch erstklassige Bremsen macht, waren unsere Bikes auch mit solchen ausgestattet, die wir während der Tage des Press Camps gefahren sind.

GG: Ich hatte einen Satz MT6 mit 180 mm Discs vorne und hinten. Meinem Empfinden nach waren diese nicht ganz so kraftvoll wie etwa die XT oder XTR von SHIMANO, aber die Trails von Sedona haben weniger nach roher Kraft, sondern eher nach einer maximalen Feinfühligkeit und Dosierbarkeit verlangt … und darin sind die MAGURA MT Bremsen erste Sahne (wie auch c_g und GT bereits hier bemerkt haben).
Drei Situationen sind mir dabei besonders in der Erinnerung geblieben. Die ersten beiden waren auf grobem aber losem Felsuntergrund, maximal steil und sehr technisch. Dort brachte mich vor allem die ausgezeichnete Dosierbarkeit der MT6 und das genau Wissen um die noch zur Verfügung stehende Traktion sicher durch … echt klasse. In einer anderen Situation wollte ich mit dem Heck um die engen Kurven driftend, aber erst als ich mit ordentlicher Handkraft an den Hebeln zog, blockierte das Hinterrad. Während die eher digitalen FORMULAs mit massiver Bremskraft protzen, es ihnen aber in meinen Augen an Dosierbarkeit fehlt, glänzen die MAGURAs  mit exzellenter Dosierbarkeit, lassen aber etwas in der Bremskraft zu wünschen übrig – nicht viel, aber doch spürbar. Aktuell setzt für mich SHIMANO den Standard was die perfekte Kombination beider Qualitäten angeht.
Preislich sind die MAGURAs sehr interessant, außerdem zählen sie zu den aktuell leichtesten Disc-Bremsen auf dem Markt und arbeiten mit Mineralöl als hydraulische Flüssigkeit (und nicht mit der aggressiven DOT-Bremsflüssigkeit).
Während unserer Zeit in Sedona sind wir nie sehr lange Abfahrten an einem Stück und nur wenig wirklich schnelle Strecken gefahren und ich könnte mir vorstellen dort die Bremskraft noch mehr zu vermissen, aber da ich letztes Jahr die gleichen Bremsen bereits auf einem Adventure-Trip mit immerhin 45 km Abfahrt ohne Probleme gefahren bin, würde ich ihnen ohne Vorbehalte auch bei so was vertrauen. Positiv aufgefallen ist mir auch, dass die Bremsen die gesamte Zeit über absolut geräuschfrei geblieben sind – toll!
Insgesamt haben die beiden MAGURA Produkte (TS8R Federgabel und MT6 Bremsen), die ich in Sedona gefahren bin, einen sehr guten Eindruck hinterlassen und nachdem man mir sowohl einen Satz Bremsen wie auch eine Gabel zum Dauertest überlassen hat war das nicht das letzte was ihr von ihnen gehört habt.

   

C_g: Ich hatte auch die Chance eine MT8 Bremsanlage zu fahren und kann den Anmerkungen von GG nur beipflichten. So mancher erinnert sich vielleicht wie mein damaliger Test unerwartet und plötzlich geendet hat (hier), aber die durchweg positiven Erfahrungen mit den MAGURA MT8s in Sedona (inkl. der abschnittsweise wirklich heiklen Trails „Hi-Line“ und „Hangover“), haben mich meine Zweifel schnell vergessen lassen. Nachdem ich unmittelbar vorher die gleichen Trails mit meiner XTR-Race (hier) gefahren bin, kann ich bekräftigen, dass die Fingerkräfte zum Blockieren der Räder bei unseren MT-Mustern höher waren, aber sie haben mich überall sicher und kontrolliert runter gebracht. Außerdem ist anzumerken, dass beide komplett Muster nagelneu waren und wie ich damals bereits angemerkt hatte, brauchen die Bremsen recht lange zum Einfahren und um ihre volle Kraft zu entfalten.
Ich für meine Person habe wieder volles Vertrauen in die MT-Bremsen und nachdem MAGURA ihre Austauschaktion so professionell und offen durchgeführt hat, gibt es keinen Grund warum ihr das nicht auch haben solltet.

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Das I-Tüpfelchen zum Schluss: Die neuen MAGURA Produkte kennenzulernen, sie auf den genial schönen Trails von Sedona zu fahren war eine Sache, aber für GG und mich war es eine besondere Freude mit den anderen Journalisten und den Leuten von MAGURA zu fahren und abzuhängen. Wirklich nette Leute. Mit von der Partie war übrigens auch der MTB Superstar der ersten Tage Ruthie Matthes, die es immer noch richtig drauf hat. Auch nach einem ganzen Tag auf dem Bike, mag sie vielleicht aus Mitleid Müdigkeit vortäuschen, aber einmal herausgefordert, hat sie noch jeden von uns locker in die Tasche gesteckt ;-).

Unseren aufrichtigen Dank an MAGURA für das tolle Press Camp und dafür, dass wir daran teilnehmen durften!!

Grannygear & c_g