Diamondback Mason HT – Testfazit: von Guitar Ted


Dieser Winter hier im Mittleren Westen der USA war besonders hart und lang. Es war eigentlich geplant, diesen Test schon längst abgeschlossen zu haben, aber lieber spät als nie ;-). Für diejenigen, die sich an meine Ersten Fahreindrücke nicht mehr erinnern, die findet ihr hier. Zum Testintro (noch im letzten Jahr) ginge es hier.

(Nochmal zur Erinnerung: Das Mason HAT wird nicht auf dem deutschen Markt angeboten – dennoch finden wir, dass es wegen seiner besonderen Geometrieansätze wert ist hier aufgeführt zu werden.)

Mit diesem Test wollte ich wie viele Allround-Eigenschaften noch im Mason HAT zu finden sind und mich mal näher mit der neunen Art der ultrakurz gebauten 29er (Hardtails) beschäftigen. Außerdem wollte ich sehen ob und wie der flache Lenkwinkel die Klettereigenschaften beeinflussen würde. Wenn man bedenkt, dass vor gerade mal 5 Jahren gemeint hat ein 29er mit einem Lenkwinkel von unter 72° wäre undenkbar für ernsthaften Traileinsatz, dann sind die jüngsten Entwicklungen der 29er Geometrien fast schon revolutionär. Dann kommen die immer kürzer werdenden Hinterbauten dazu – auch so eine Sache von der man noch vor kurzem gesagt hatte, das wäre überhaupt nicht möglich und schon beginnt man zu verstehen warum ein Bike wie das Mason (oder das 2SOULSCYCLES Quarterhorse) so etwas besonderes ist.

Mit solchen Gedanken bin ich in den Test gegangen und mich gefragt, was man mit dem Bike alles machen kann. Was die Sitzposition und Geometrie angeht, sind mir ein paar Sachen aufgefallen. Am prägnantesten ist, wie hecklastig das Bike sich fährt. Ich habe viel Zeit damit verbracht meine Sitzposition immer wieder zu modifizieren und einzustellen nur um eine für mich effektive Position gegenüber der Kurbel zu bekommen. Das Ergebnis war keineswegs optimal und manchmal hat es mich regelrecht genervt, ich konnte mich aber irgendwie damit arrangieren. Dies gilt aber nur fürs Bergauffahren. Wer gerne und viel bergauf fährt oder einen eher XC-lastige Sitzposition gewohnt ist, der wird hier wohl nie ganz glücklich werden. Wer ohnehin nur deswegen hochstrampelt um danach die Abfahrt zu genießen, den stört es weniger.

Außerdem hat mir das Übersetzungsspektrum der 1×10 Schaltung einfach nie ausgereicht. Ich habe mir des öfteren eine leichtere Bergübersetzung gewünscht, aber dort wo ich fahre, bin ich dann doch fast überall hochgekommen. Wenigstens besitzt der Rahmen einen Sockel zur Montage eines Direct-Mount Umwerfers und eine RACE FACE Kurbel, an die man einfach noch ein kleines Kettenblatt hinschrauben könnte. Damit würde man wahrscheinlich am HR die Reifenfreiheit etwas einschränken, aber zumindest gibt es die Option dazu. Eine Alternative wäre sicher die SRAM XX1 Schaltung, aber dazu fehlt es mir bisher an Erfahrungen mit der Gruppe.

Wie bereits in den ersten Fahreindrücken geschrieben, hat der Reifenwechsel auf aggressivere Trailreifen gegenüber den KENDA Slant Six Serienreifen dem Bike sehr gut  getan. Vorne wegen der Traktion und hinten in erster Linie, um nicht die ganze Federungsarbeit über die Beine abfedern zu müssen.

Was die Ausstattung angeht hat eigentlich alles gepasst. Besonders lieb gewonnen habe ich die KIND SHOCK Dropper Sattelstütze und das sehr gut arbeitende SRAM Type2 Schaltwerk, das ich ohne zu zögern auf eine Niveau mit SHIMANO´s Shadow Plus stellen würde. Ich selber fand die Schaltwerksarrettierung zum Laufradausbau nicht wirklich hilfreich und das Schaltgefühl war mit ein wenig zu hart, aber das sind nur persönliche Vorlieben und keine echten Kritikpunkte.

Zusammenfassung: Für mich steht fest, dass das DIAMONDBACK mehr ist als nur ein Downhillbike. Man darf zwar keinen Kletterkünstler und nicht das Fahrgefühl einer XC-Feile erwarten, dafür steigt die Front dann doch zu früh, aber wenn man die Sitzposition wirklich gut ausbalanciert, kommt man damit fast überall hoch. Nicht unbedingt mein Ding, aber man kann damit zurecht kommen. Auch der sehr kurze Vorbau spielt hier eine Rolle und könnte mit einem längeren noch bessere Klettereigenschaften erzeugen.
Das sehr kompakte Heck und das Design der Sitzstreben kann bei manchen Fahrern mit enger Fusßstellung zu gelegentlichen Fersenkontakten führen.

Dennoch fährt sich das Mason HAT viel agiler und verspielter, als ich es erwartet hätte und kann so manchen XC-BIkes das Fürchten lehren. Das Mason macht sich ganz gut auf verwinkelten engen Kursen, aber in flowigen, schnellen Trails macht es einen riesen Spaß. Im groben Geläuf fährt es sich ungemein sicher und fordert den Fahrer geradezu heraus noch schwierigere Linien zu wählen und noch heftigerer Abfahrten auszuprobieren. Auf jeden Fall ist das Mason KEIN schwerfälliges oder gar langweiliges Bike.

Hat es das Potential zum Allrounder oder gar zum „Das-Eine-Bike-Für-Alles“?  Nein, nicht wirklich – denn wenn es wirklich hart hergeht kann es doch nicht mit einem der modernen Fullies mithalten und wenn man mehr XC-mäßig unterwegs ist, fehlt es ihm ebenfalls an Vielseitigkeit. Wenn deine normalen Trails aber nicht zu hart und nicht zu schnell sind, sondern irgendwo dazwischen, dann ist das Mason HAT ein wirklich tolles Bike, das wirklich Spaß macht und einen förmlich dazu auffordert seine Fahrtechnik zu trainieren.

Guitar Ted