SPEZIALIZED Stumpjumper Carbon SS – Testfazit: von Grannygear & Ed

Redaktionelle Anmerkung: Heute ist offensichtlich ein „SPECIALIZED-Tag“ – heute morgen der Testabschluss des Epic Marathon – und jetzt der zum Stumpjumper Carbon SS (ein Bike, das leider hier in Europa nicht vertrieben wird).

Seit meinem letzten Zwischenbericht (hier) hat sich für mich nicht mehr sehr viel geändert, obwohl ich das SPECIALIZED Stumpjumper Carbon SS wirklich viel auf unseren heimischen Trails hier in Süd-Kalifornien gefahren – alles von Singeltracks, von Forststrassen, kurze und lange Fahrten. Angefangen haben wir damals mit den Komponenten und Gewichten (hier).

Und hier meine Zusammenfassung:

  • Das SJ Carbon SS fährt sich schnell und agil. In meinem Aufbau mit 100 mm Vorbau und breitem Lenker ergibt sich eine etwas frontlastige Position, die sich vor allem in engen Kurven wie auf Schienen fahren läßt und auch sich im Stehen sehr effizient anfühlt.
  • Das recht niedrige Tretlager von knapp 30,1 cm aht für meine Gegend gut gepasst un keine Probleme gemacht – andere fahrer in anderen Regionen, könnten es aber als zu niedrig enpfinden.
  • Das SJ Carbon SS ist kein Trail-Singlespeedbike. Obgleich man mit anderen Komponenten noch etwas in die Richtung gehen könnte, wird das SJ Carbon SS nie diejenigen ansprechen, die etwas in der Art eines CANFIELD Nimble9 oder das TREK Stache suchen. Wenn du dich nur fragst, wie sich das SJ Carbon SS mit einer 120 mm Gabel wohl fährt, weißt du schon dass es kein Bike für dich ist J.
  • Der Carbonrahmen ist sehr komfortabel. Diese tolle Eigendämpfung und den Komfort erkauft man sich allerdings durch etwas Flex im Tretlagerbereich und Hinterbau. Für richtig schwere und kräftige Fahrer evtl. zu viel des Guten, für Leute wie mich ein geniales Fahrgefühl! Seit diesem Bike frage ich mich ob wir in den letzten Jahren nicht vielleicht die Steifigkeit etwas übertrieben haben. Wenn ja, dann beginnt derzeit ein Umdenken mit Bikes wie dem SJ Carbon SS oder dem BMC TE01 – beides Bikes mit denen ruppige Passagen deutlich an Schrecken verlieren und entspannter und sicherere zu fahren sind.
  • Was die Komponenten angeht haben es vor allem die AMERICAN CLASSIC Singlespeed Laufräder (um 1600 g) angetan. Selbst mit den 2,3er Specialized Ground Control Reifen bringt es das Stumpy SS au gerade mal 10,2 kg und ist daher eine Wucht im Antritt. Trotzdem fühlt es sich nicht so direkt an wie etwas das kürzlich getestete NINER AIR9. Subjektiv fühlt es sich entspannter an und erst wenn man in der gleichen oder kürzren zeit am Ziel angekommen ist, merkt man, wie schnell man mit dem SJ Carbon SS wirklich ist. Auch die ROCKSOX SID WC Gabel war eine gute Wahl für den SS-Einsatz.
  • Die verschiebbaren Ausfallenden machten keinerlei Probleme – weder unangenehme Geräusche noch ungewolltes Verstellen trüben das Bild des sehr guten Systems – KLASSE!

Grannygear´s Fazit: Für mich ist das SPECIALIZED Stumpjumper Carbon SS ganz klar ein ambitioniertes Sportgerät mit einem klaren Focus auf Effizienz und Speed. Vor allem für verwinkelten Kurse und lange Ausdauerrennen erschient es mir eine perfekte Wahl. Dennoch zählt der Rahmen nicht zu den steifsten oder „direktesten“ sondern bietet einen außergewöhnlichen Komfort den man vor allem auf Langstrecken sehr zu schätzen lernt. Alles in allem ein tolles Bike für ambitionierte Langstreckenfahrer.

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Zum Abschluss (und auch weil ich nichts mehr Neues aus dem SJ Carbon SS mehr herauslesen konnte J) habe ich meinem Co-Tester Ed angeboten es einmal mit seinem gewohnten SALSA Selma SS zu vergleichen, das allerdings auch gut 1,4 kg schwerer ausfällt. Hier seine Beobachtungen:

Es kommt nicht oft vor, dass mich ein Bke auf Anhieb anzieht – das SPECIALIZED Stumpjumper Carbon SS mit seinem dezenten schwarzen Rahmen tat dies aber sofort.
Doch das Bike ist viel mehr als nur schön, es ist auch schnell – und das sowohl rauf wie runter. Und zudem fährt es sich auch noch sehr komfortabel. Die Sitzposition hat mir auf Anhieb gepasst und in den drei Wochen damit habe ich nur die Griffe getauscht und den Sattel ein wenig nach hinten geschoben. Ich war anfangs wirklich gespannt wie es sich im Vergleich zu meinem geliebten Scandium Salsa Selma schlagen würde.

Granny hat einmal angemerkt, dass er sehen könne wie sich der Rahmen unter Vollast verwindet und auch mir ist das auf manchen Asphaltauffahrten aufgefallen. Allerdings konnte ich es nur sehen und nie spüren und es hat mich nie wirklich beschäftigt. Mir kam es jedenfalls nie vor als würde energie verschwendet, stattdessen fand ich dass der Flex in erster Linie dem Komfort zugute kam. Bergauf empfand ich es als genauso schnell und effizient, wie das etwas schwerere Selma. Auffällig war allerdings, dass sic das SJ wegen der leichten Laufräder und Reifen viel leichter vorne hat anhebenlassen –etwa um über Stufen zu fahren.
In den Downhills bettelt einen das Stumpjumper förmlich schnell zu fahren.  Mir kam es so vor als würde das SJ besser, je mehr man sich und das Bike pusht. Wegen der viel besseren Eigendämpfung konnte ich viel mehr attackieren  und daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Dabei schiebe ich diese Qualität auf mehrere Dinge – einmal das geringe Gesamtgewicht, die schnellen Laufräder, die agilere Geometrie und ganz sicher auch den komfortablen Carbonrahmen.

Auf meiner 15 km Hausrunde habe ich auch mehrfach den direkten Vergleich gehabt und meinen Rundenzeiten mehrfach getimed. Ganz ohne Watt- und Pulsmessungen ist das natürlich nur wenig wissenschaftlich, aber wir haben´s trotzdem gemacht und am Ende waren die Rundenzeiten mit beiden Bikes in etwa gleich. Trotz des Gleichstandes hat mir der Versuch aufgezeigt, dass ich mit dem Selma bergauf subjektiv schneller war, in den Downhills hatte aber immer das Stumpy die Nase vorn – hier brachte der Komfort mehr Sicherheit und mehr Entspannung und damit mehr Spaß. Mist, nun muss ich mir wohl doch noch ein neues Bike kaufen ;-).
Die einzige Schwäche des Stumpjumper waren für mich die Control Fas tTrak 2.2 Reifen, mit denen ich im Uphill des öfteren um die Traktion gerungen habe. Außerdem fand ich die AVID Bremsen mit dem kleinen 160 mm Rotor hinten als zu schwach für so ein schnelles Bike.

 ED (der Große)

(Ps: Das mit dem Stumpjumper Carbon SS gemeinsam vorgestellte Stumpjumper Expert EVO R musste leider im Mittleren Westen der USA „überwintern“ – hier folgen die Testberichte unseres Guitar Ted daher erst später.)