SPECIALIZED Epic Marathon´13 – Testfazit: von Grannygear

Kürzlich war ich wieder auf dem 2013 SPECIALIZED Epic Marathon auf einer schnellen Abendrunde (allerdings ein wenig unter Zeitdruck ;-)) unterwegs – zuerst zum Aufwärmen auf Forststrassen bis auf den nahen Hügel , dann einen gewundenen Singletrail der sich bis zurück in den Talgrund geschlängelt hat.

Mit so vielen anderen Aktivitäten hier, ist es schon eine wenig her, dass ich das Epic Marathon ausgeführt habe und wie vorher auch war es wieder eine Wonne zu erleben wie sich das Bike fährt wenn man ihm die Sporen gibt. Dabei habe ich das Fahrgefühl genauer unter die Lupe genommen und mich letztlich gefragt, warum sich das Marathon so anders anfühlt als das Comp, das ich damals auf dem SPECIALIZED´13 Pressecamp (hier) gefahren bin.

Ach ja, zum Intro des SPECIALIZED Epic Marathon mit allen Spezifikationen geht´s hier.

Das Epic Marathon kam mir von vornherein kantiger und racelastiger vor (hier mein erster Eindruck) … und das obwohl es eigentlich nicht sooo viel anders ausgestattet war. OK, das Marathon hat viele mehr Carbon – Rahmen und Laufräder – aber in der Sitzposition und übrigen Komponentenwahl waren beide recht ähnlich. Sogar die Reifen waren die gleichen. Eigentlich lief es am Ende auf das geringere Gewicht und die etwas steiferen Laufräder des Marathon raus. Woran sonst kann es also liegen, dass ich das Marathon als Racebike oder wenigstens als Ambitioniertes XC-Bike bezeichnen würde, während mir das Epic Comp eher als gemäßigter Allrounder vorkam?

Hier meinen Gedanken:

  

  • Die Carbon-Laufräder und der Carbon-Rahmen des Marathon sind jeweils leichter und steifer. Dadurch fährt sich das Marathon spritziger und agiler an, aber auch etwas nervöser und weniger ruhig im Groben.
  • Anfangs fand ich das Mini-Brain am Marathon aggressiver als ich es vom Comp in Erinnerung hatte, aber das hat sich im Laufe des Tests wieder gegeben. Es kann sein, dass ich mich einfach daran gewöhnt habe, aber ich glaube auch, dass das Brain sensibler wurde sobald es erstmal ein paar Stunden eingefahren war. Auf alle Fälle ist die aktuelle Version des Mini-Brains (mit Autosag) spürbar sensibler wie seine Vorgängerversionen.
  • Die „gebrainte“Federgabel (einen ROCK SHOX SID mit Brain.Innenleben) spielt auch einen gewichtige Rolle darin, weshalb ich das Marathon als racelastiger und „spezieller“ empfinde.  Es hat mich wirklich überrascht, wie sehr dieses Detail das Gesamtgefühl des Bikes geändert hat. In seinem subjektiven Fahrgefühl war es wir keinen andere Federgabel, die ich kenne – verglichen zum Fahrverhalten mit angeschaltetem Brain, fühlte sich selbst das geringe Wippen von ca. 15 mm (wenn ganz offen oder wie wir es von fast jeder anderen Federgabel gewohnt sind) regelrecht störend an. Im Kombination mit der ungemeinen Ruhe des Brain-Dämpfers hinten bin ich daher auch die Gabel fast nur mit stärker eingestelltem Brain gefahren. Letztlich bin ich die Gabel einen Klick von dem maximalen Brain und den Dämpfer in mittlerer Einstellung gefahren. Als Resultat dieser Einstellung waren weder die Gabel noch das Heck sehr sensibel bei den kleinen Hindernissen, haben aber bereitwillig alle mittleren und größeren Schläge (Steine, Wurzeln, Steine und Bodenwellen) weggefedert … und das ganz ohne jedes Wippen im Wiegetritt und ohne Eintauchen beim Bremsen. Bei einer solchen, aggressiven Fahrweise hat sich das Epic Marathon genial effizient und genau in seinem Element angefühlt.
  • Die einzige Kehrseite der Brain-Stabilität, ist dass ich man sich an die Stabilität und das „Fast-Starrbikefeeling“ gewöhnt und seine Fahrweise etwas anpasst: Wenn man dann  auf glattem Untergrund durch schnelle, Kurven fährt (und die Gabel wie eine Starrgabel, ganz ausgefahren bleibt) und ein Schlag die Gabel aktiviert, dann taucht sie etwas zu plötzlich in ihren tatsächlichen Federweg ein. Kein Problem aber hi du wieder etwas ungewohnt, wenn es passiert. Letztlich habe ich mich mit der Brain-SID arrangiert, aber man muss sich etwas anpassen, wenn man eine normale Gabel gewohnt ist.
  • Die Roval Control Carbon Laufräder sind super, leicht und steif (Wir erwarten demnächst einen Satz für einen ausführlichen Test.)
  • Der Antrieb und die Schaltung lief problemlos und präzise. Die Grip Shift Schalthebel sind etwas ungewöhnlich und ich kam suoer damit zurecht, aber sie sind sicherlich nicht jedermanns Sache (und außerdem teuer, wenn man sie gegen Daumenschalthebel austauscht).
  • Die MAGURA MT6 Bremsen waren gutmütig, sauber zu dosieren und fast immer leise, allerdings hätte ich mir hin und wieder schon etwas mehr Bremskraft gewünscht. In Kombination mit den breiten Grip-Shift Griffen rutschen die Hebel außerdem recht weit nach innen – gerade genug um den Bremsehebel noch mit einem Finger zu greifen, aber nicht mehr mit 2-Fingern. Verglichen zu den SHIMANO SLX Bremsen, die ich am Stumpjumper teste (hier) sind sie definitiv schwächer.
  • SPECIALIZED hat seine eigenen Philosophie, wenn es um die Bike-Geometrie geht – das niedrige Tretlager, die recht langen Kettenstreben (448 mm) und der neutrale Lenkwinkel (70,5°) funktionieren hier an der Westküste sehr gut … ob sie aber in felsigeren oder stärker wurzelduchsetzten Gegenden genauso gut funktionieren? Keine Ahnung.

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Zum Abschluss des Tests habe ich noch einen befreundeten Fahrer auf das Epic Marathon gesetzt –einen Fahrer, der sonst fast nur Singelsspeed fährt und es gewohnt ist sein Bike hart zu pushen. 

Hier seine eigenen Worte:

Ich bin in etwa gleich groß wie Granny und auch mir hat das XL Epic Marathon auf Anhieb perfekt gepasst – etwas, das mir nicht oft passiert. Was mich wirklich beeindruckt hat, ist wie willig und direkt sich das Epic Marathon beschleunigen lässt. Bergauf habe ich vergeblich versucht das Bike an seinen grenzen zu pushen – auf der Suche nach etwas Flex oder ungewolltem Wippen – aber nichts davon … das Epic springt nach vorne und setzt jeden Impuls an den Pedalen sofort nach vorne um. Solange meine Beine es erlaubt haben sind das Epic und ich förmlich bergauf geflogen. Dem Gipfel zu wird es abschnittsweise steiler und ich bin ständig zwischen sitzend und stehend fahren hin und hergewechselt. Egal wie ich mich verhalten habe, die Federung blieb immer ruhig und unauffällig – was ich einfach genial fand. Mit der Gabel musste ich ein wenig herumspielen, ehe sie sich für mich gut angefühlt hat, aber dann war das SPECIALIZED Epic Marathon für mich ein Traumbike, berauf, wie bergab.

Navy Mike

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TESTFAZIT: Alles in allem kombiniert das Epic Marathon der 2013er Generation stimmige, wenn auch nicht für jedermann gefällige Komponenten mit einem effizienten Rahmen der vor allem (aber nicht nur) schnell sein kann. Auf alle Fälle ein Bike, das einen dazu verleitet schnell und schneller zu fahren.

Grannygear (& Mike)