Anmerkung der Redaktion: Wir bei Twenty Nine Inches sind Fans von langen Touren und epischen Ausfahrten. Wir lieben es unseren Kopf in der Natur frei zu bekommen. Wahrscheinlich eines der beeindruckendsten Langstreckenrennen der USA ist das alljährlich stattfindende Tour Divide Rennen. Die Veranstaltung führt das Starterfeld von Banff, Kanada über fast 4500 km (!) entlang des Great Divide (zu Deutsch, die kontinentale Wasserscheide) bis hin nach Antelope Wells, New Mexico.
Die Tour Divide ist ein wahres Adventure-Rennen, ganz ohne Hilfestellungen und Unterstützung, ganz ohne feste Routenführung und komplett selbstorgansisiert. Trotzdem schaffen die schnellsten die Route durch entlegenen Landschaften, über schneebecdekte Pässe und durch Grizzly-Territorium in gerade mal 2 ½ Wochen.  Beeindruckend!! Hier ein zweiteiliges Interview mit Ollie Whalley, einem Neuseeländer, der den Tour Divide 2012 mit einem neuen Streckenrekord gewonnen hat. 16 Tage, 2 h und 46 Minuten … und das über 4418 km!! Dabei schaffte er einen Gesamtdurchschnitt von 257 km pro Tag. Ollie ist dazu sein Ventana El Comandante 29″er mit einem Gates Carbon Drive und einer Rohloff 500/14 Schaltungsnabe genutzt.

Dieses Interview wurde ursprünglich vom Gates Carbon Drive Rep Paul Tolme, kurz nach seinem Rekordsieg durchgeführt. Viel Vergnügen!

Interview mit Tour Divide ´12 Gewinner Ollie Whalley  – 2. Teil (vom Paul Tolme)

(den ersten Teil findet ihr hier)

Gates: Was waren deine Highlights der Tour?

Ollie: Die Teilnahme an der Bigfoot Frühstücks Challenge in Platoro, Colorado. Die Skyline Lodge dort serviert dir einen Stapel von Pfannkuchen ca. 30 cm hoch, dazu Würstchen und Speck. Wenn du alles in 30 Minuten schaffst, kriegst du es umsonst und ein T-Shirt dazu. Keiner hat es je geschafft. Wir sind gerade erst vom höchsten Pass der Route runtergekommen, dem Indiana Pass mit 3625 m ü. NN. Und alles was wir vorher gegessen haben war ein Riegel, daher waren wir völlig ausgehungert. Ich habe alle Pfannkuchen gegessen, hatte sogar noch ein paar Minuten übrig und einige Leute haben applaudiert. Das war wirklich cool. Sie haben mir das T-Shirt zugeschickt, damit ich es nicht mitnehmen musste. Ich habe noch sehr viele solcher Eindrücke und Erfahrungen wie diese … viele von der Groszügigkeit der Leute in den kleinen Dörfern überall in den Rockies.


Gates:
Was war der beste Teil der Tour?

Ollie: Die kurzen Teilstücke mit Singletracks. Das meiste der Tour Divide findet auf Forstraßen und Schotterpisten statt. Der Gold Dust Trail bei Breckenridge war unglaublich. Eine genialen Singeltrack-Abfahrt zu fahren war so toll, ganz besonders auf einem vollbeladenen Bike. Dabei muss man sich ganz nett anstrengen um halbwegs flüssig zu fahren.


Gates:
Gab es irgendeinen Punkt an dem du dachtest einfach nicht mehr weiterfahren zu können?

Ollie: Ja. Es war nach einer sehr langen Abfahrt Steamboat, Colorado, und da bin ich innerlich völlig zusammengebrochen. Es war ein heißer Tag und wir haben versucht nur kurze Pausen zu machen, weil wir dachten dass die anderen aufholen würden. Nach einem langen Mittagessen waren wir wieder auf der Straße, aber ich war einfach fertig. Craig sagte: “OK, wir machen eine Pause.“ Dann haben wir einen See gesehen und Craig sagte: „Lass uns reinspringen.“ Wir sind abgestiegen und haben im kalten Wasser einfach gechillt. Es war einfach toll mal abzustiegen, den überhitzten Körper abzukühlen und im Wasser dazuliegen. Ich glaube die Sache hat wirklich was gebracht, denn wieder auf dem Bike habe ich mich frischer gefühlt und wir haben insgesamt 273 km an dem Tag gefahren.


Gates:
Die nördlichen Rockies sind voller Grizzlies. Habt ihr welche gesehen?

Ollie: Ja, haben wir und nachts haben wir sie oft gehört. Ich habe peinlich darauf geachtet die Vorräte weit weg vom Zelt zu verstauen. Aber ganz ehrlich, für mich war die Begegnung mit einem Biber die aufregendste Sache. Ich hatte noch nie vorher einen gesehen. Es sind wirklich interessante Tiere, die wir in Neuseeland eben nicht haben. Einmal haben wir einen gesehen der seinen Damm baute und in seinem Stauteich geschwommen ist. Er hat dabei immer wieder mit dem Schwanz auf die Wasseroberfläche geschlagen, entweder um uns zu imponieren oder um uns zu warnen. Wir haben angehalten und den Moment genossen. Solche Momente waren es die die Erfahrung so einmalig gemacht haben.


Gates:
Und wie ging es dir mit dem Gates Carbon Drive?

Ollie: Wirklich gut. Ich bin mit einem neuen Riemen losgefahren und habe ihn während des Rennens einmal gewechselt. Das ging viel schneller, als ein Kettenwechsel, ich schätze ca. drei Minuten insgesamt. Ich bin den Rest der Strecke mit dem zweiten Riemen gefahren. Gates hat mich sehr unterstützt und mir Ersatzteile nach Salida, Colorado, zusammen mit einer Tüte Bananenchips geschickt. Diese Bananenchips habe mich eine ganze Weile lang bestens versorgt.

Anmerkung der Redaktion: Normalerweise hält ein a Gates Carbon Drive Riemen etwa 2 mal so lange wie ein Kette, was sich während der Tour Divide wohl bewahrheitet hat … andere haben ihre Ketten mehrfach gewechselt.

Gates: Glaubst du der Riemenantrieb hat dir bei dem Sieg geholfen?

Ollie: Ganz sicher. Die wirkliche Zeitersparnis lag darin, dass ich mir das Kettenschmieren sparen konnte. Craig musste 3 bis 4-mal am Tag anhalten und die Kette schmieren und hat die Kette zweimal gewechselt. Zudem ist es psycologisch wertvoll, wenn man weiß dass man immer weiter fahren kann.

Ollie am Start

Gates: Große Frage: Wirst nächstes Jahr noch mal starten und deinen Titel verteidigen?

Ollie: Das ist eine gute Frage. Den Streckenrekord aufzustellen war völlig unerwartet und ziemlich unglaublich. Eigentlich wollte ich nur durchkommen. Und dabei war das ganze viel angenehmer als erwartet. Wenn ich es noch mal machen würde. Wäre es eine komplett andere Erfahrung. Meine Ziel währe es dann den Rekord zu brechen und das würde die Sache weit weniger entspannt machen. Irgendwie wäre es wohl ähnlich, aber doch ganz anders. Vielleicht mit meiner Freundin, Heidi. Mal schauen wie ich nächstes Jahr darüber denke.

Gates: Was kommt als nächstes?

Ollie: Es ist schwer von so einem monumentalen Abenteuer zurück in ein normales Leben zu gehen. Aber ich berschäftige mich mit Optionen eine Abenteuertour durch Asien uu machen. Und es gibt noch eine ganze Reihe von Ausdauerrennen, die ich gerne fahren würde. Vielleicht auch ein paar Etappenrennen. Und ich würde gerne den Vapor Trail und den Colorado Trail fahren, die viel mehr Singletrack-Anteil haben. Für mich gehört zu einem guten Wochenende in Neuseeland mindestens 8 Stunden Biken in den Bergen.

Momentan ist es Winter in Neuseeland und daher werde ich wohl öfer zum Skifahren gehen. Ich werde die Touren-Felle aufziehen und und in den Südalpen Skitouren gehen.

Die Redaktion von Twenty Nine Inches möchte sich der Gratulation an Ollie anschließen und wollen uns auch bei Paul Tolme bedanken, mit dessen Erlaubnis wir das Interview hier abdrucken können. Weitere Infos zum Carbon Drive Antrieb findet ihr hier. Weitere Infos zu den dem Gates Carbon Drive Riemenantrieb findet ihr hier. Zu mehr von der Tour Divide geht es mit diesem Link. Das englische Original dieses Interviews ist hier veröffentlicht. Danke für die Erlaubnis es hier übersetzt zu veröffentlichen.

c_g