SCHWALBE Hans Dampf 29″ x 2.35 – Testurteil: von Banks

Einleitung von c_g: Es ist schon einige Zeit, da wir vom SCHWALBE Hans Dampf berichtet haben – ein Reifen, der auf der Eurobike’11 eingeführt wurde und eigentlich mit spezieller Zielrichtung für den US-Markt. Ich selbst bin den Hans Dampf ziemlich viel im späten Winter und frühen Frühling unter allen erdenklichen Bedingungen auf dem TRANSITION TranAm two9 gefahren und war sehr vom Hans Dampf (im Folgenden „HD“) angetan – siehe Test-Einleitung und Erste Eindrücke (hier).

Danach hatte ich kein passendes Rad mehr, das von der Auslegung oder der Reifenfreiheit zum HD passen würde – aber mein Co-Tester Banks hatte mit dem KONA Satori 29er einen passende Plattform. Also war es nur logisch, ihm den Reifen zu geben und um seine Eindrücke zu fragen – und Banks war mehr als glücklich darüber, denn standardmäßig waren am KONA die MAXXIS Ardents spezifiziert, die in gemischten oder gar nassen Verhältnissen ganz schön anstrengend sein können.

Also hier ist ohne weitere Worte, was Banks zu diesem universellen 29er All-Mountain Reifen zu sagen hat:

Das SCHWALBE Hans Dampf 29er ist ein großer Reifen, der genau so ist, wie er aussieht, nicht mehr und nicht weniger. Es braucht keine Gimmicks und das Design zeigt es schon. Wie viele (modernen) Reifen kennt ihr sonst, die symmetrisch sind? In welcher Richtung auch immer man den Hans Dampf montieren – es ist immer richtig.

Ich hatte die Gelegenheit ihn sowohl auf den waldigen Trails meiner Heimat im südlichen Deutschland und am Lago di Garda ausgiebig zu fahren – jeweils am Kona Satori. Der Hans Dampf hat also sehr anspruchsvolle, felsige Trails und schwierige Waldbedingungen (trocken und nass) gesehen. Deshalb sind meine Erfahrungen auch recht vielfältig was mich zu einer gut abgerundeten Bilanz des Reifens führt.

Auf den weichen Böden meiner Hometrails fühlt sich der HD einfach rundum wohl. Trocken oder nass, es gab keine Tendenz für unerwartetes Verhalten – wann immer ich die Reifen zu weit zu treiben würde, der HD würde seine Grenzen in einem sehr gut kontollierten Weise ankündigen. Diese Gutmütigkeit und Vorhersehbarkeit erscheint mir auch die zwei herausragendsten Merkmale der HDs.

Das gute Volumen und die widerstandsfähige Konstruktion erlauben ziemlich niedrige Drücke, die im Gegenzug für eine überlegene Traktion und viel Komfort sorgen.

Nein, der HD ist kein XC-Reifen schnell, aber er ist überraschend schnell, für seinen Level an Traktion und Kontrolle.

Am Lago waren meine Erfahrungen ähnlich, aber auf einem viel höheren Niveau. Während meines kurzen Aufenthaltes in Italien hatte es immer wieder geregnet und bei Nässe kann der Kalkstein geradezu gefährlich rutschig sein, so dass wir in vielen Abschnitten mehr bemüht waren trockenste Linie zu fahren, was nicht immer die einfachste war☺. Auf den trockenen Felsen hat sich der  super in den Stein verbissen und nie losgelassen. Auf dem nassen Kalkstein des Lago waren wir viel mehr vorsichtiger unterwegs, aber die SCHWALBE HD hielt die Kontrolle auf einem bemerkenswert hohen Niveau – selbst mit der schnelleren PaceStar Mischung an Vorder- und Hinterrad. Unter diesen Bedingungen hätte ich gerne sehen gesehen, wie die klebrigere TrailStar Mischung sich geschlagen hätte, aber … na ja.

Die felsigen Abschnitten waren oft mit Bereichen aud losem Schotter durchsetzt, wo die meisten Reifen nurmehr ein vages Lenkgefühl vermitteln. Der HD hat den tiefen und losen Schotter auch nicht in glattem Asphalt verwandelt, aber es hat einen gutes Maß an Kontrolle und Spurtreue erbracht. Bei harten Bremsmanövern und in Kurven hat sich der breite Reifen kaum eingegraben und ließ mich so noch sicher fahren, wo c_g mit seinen dünnen XC-Reifen auf dem Bianchi Methanol bereits zu kämpfen hatte. Natürlich haben die 130 mm Federweg geholfen, aber ich halte auch viel von meinem dortigen Fahrerfolg (und Spaß) dem Schwalbe Hans Dampf zugute. In den weniger technischen Abschnitten, mit  High-Speed Serpentinen waren der Kurvenhalt und die Traktion wieder vorbildlich. Wie hart auch immer ich den HD rangenommen habe, hat er mich immer im Klaren darüber gelassen, wie er sich verhalten würde – keine unliebsamen Überraschungen während der gesamten Testphase.

Auf meinen Fahrten am Lago hörte ich öfter das markerschütternde Scheppern und wegspringende Steine, die mir mitteilten wie die Seitenwände gerade irgendeine Felskante entlanggeschrammt sind, aber aufgrund der zähen SnakeSkin verstärkten Flanken haben die Reifen davon lediglich äußere Kratzer abbekommen.

Da lief ich die Reifen nur mit Schläuchen gefahren bin, werde ich nichts zu den Schlauchloseigenschaften sagen, aber finde es positiv, dass die Reifen als Tubeless Ready angegeben sind.

FAZIT: Insgesamt ist die SCHWALBE Hans Dampf einer der Reifen, der keine versteckten Geheimnisse und Überraschungen haben. Es ist ein großer bulliger Reifen und macht keinen Versuch, etwas anderes sein, aber das ist die Natur der Sache: Er ist durch und durch ehrlich. Man kann den  Hans Dampf anschauen, und sich bereits vorstellen, wie er sich fahren wird.

Es ist nicht die aggressivste Reifen, den ich jemals gefahren bin (obgleich einer der aggressivsten), aber die extreme Gutmütigkeit und Breitbandigkeit ist grandios. Der Hans Dampf kündigt seine Grenzen schon lange im Voraus an und wenn er loslässt, tut er das in einer wunderbar kontrollierten Art und Weise. Und dieses Verhalten zeigt er in fast jeder Bedingung. Er ist ordentlich schnell für seinen Einsatzbereich und besitzt ein akzeptables Gewicht. Wenn man einen traktionsstarken All-Mountain-Reifen sucht, der robust und langlebig ist, unter den meisten Bedingungen gut funktioniert und zudem eine unglaubliche Gutmütigkeit an den Tag legt, dann wird man im Hans Dampf garantiert fündig.
Ich für meinen Teil würde den SCHWALBE Hans Dampf jedem empfehlen, der die Messlatte in Sachen Kontrolle, Traktion und Komfort erhöhen will. Der SCHWALBE Hans Dampf ist in keiner der Kategorien ein Überflieger, aber die Qualität wie er sie kombiniert, ist wirklich schwer zu schlagen.

Banks