SANTA CRUZ Tallboy Al – Kurztest: von c_g

Anmerkung: Bei den Kurztests handelt es sich nicht um klassische Tests über mindestens einem Monat, wie sonst bei TNI üblich, sondern um Eindrücke, die wir innerhalb weniger Stunden oder Tage gesammelt haben. Kürzlich bot sich uns die gelegenheit mehrere solcher „Kurztests durchzuführen über die wir nach und nach berichten werden.

Aus gegebenem Anlass (nämlich der Vorstellung des Tallboy LT zum Aprilanfang … mehr dazu hier) beginnen wir mit dem SANTA CRUZ Tallboy Al.  Erst 1994 gegründet, umgibt Santa Cruz der Flair ein kräftiger Flair von Innovationen und kalifornischer Entspanntheit. Dabei beweisen die Profifahrer wie Steve Peat oder Cedric Gracia, dass SANTA CRUZ Wettkämpfe sehr wohl ernst nimmt.

Eigentlich ist das Tallboy Al ja nur der „kleine Bruder“ des ursprünglich Tallboys mit seinem damals bahnbrechenden Carbon-Rahmen. Doch von Zurückhaltung ist beim Tallboy AL nicht viel zu spüren, wenn man sich den kermit-grünen Rahmen ansieht. Mit Ausnahme des Rahmenmaterials wurden alle Charaktersitika des Tallboy Carbon eins zu eins übernommen – vom vielgerühmten VPP-Hinterbau (mit von außen abschmierbaren Hauptlagern), dem konischen Steuerrohr, bis hin zu dem BSA Innenlager, der geklemmten Umwerferbefestigung und der 135 mm Schnellspannachse am Hinterrad. Obgleich es seine Wurzeln im immerschönen Kalifornien hat, laufen beim Tallboy  alle Züge geschlossen außerhalb des Rahmens.

Das stark geschwungene Oberrohr sorgt für beste Schrittfreiheit und dessen sehr gute Steifigkeit für eine optimale Krafteinleitung der Federungskräfte. Der einteilige Hinterbau ist ebenfalls wunderschön gefertigt. Der deutsche Vertrieb Shock Therapy bietet das Tallboy als Rahmenkit, bestehend aus dem Rahmen und Fox RP2 oder RP23 Kashima Dämpfer, oder ab 2012 auch als Komplettbike mit diversen Komponentenkits an. Unser Testbike kam mit einem funktionellen Shimano XT-Mix, einer Rock Shox Reba RL und robusten DT-SWISS Laufrädern.

FAHREINDRÜCKE: Einmal aufgesessen fühlt man sich auf dem Tallboy sofort wohl. Man sitzt angenehm kompakt und dennoch effizient mehr auf dem Bike. Mehr wie bei vielen anderen 29ern sitzt man aber mehr in als auf dem BIKE. Dazu kommt eine recht agile Lenkung, die gepaart mit der sehr guten Rahmen-Steifigkeit für eine optimale Lenkpräzision sorgt. Mit dem Tallboy Al ist man ständig in Versuchung den Trail zum Spielplatz zu machen, so leichtfüßig und verspielt lässt es sich handhaben. Bei höheren Geschwindigkeiten bedarf es einer ruhigen Hand um die Agilität immer zu kontrollieren. Dann wird auch ein minimaler Hinterbauflex spürbar., der aber weniger aus den sehr guten lagern, asl viel mehr aus den Hinterbaudreieck selber kommt. Der Hinterbau gibt sich im Sitzen sehr effizient und merklich schluckfreudiger als es die „nur“ 100 mm vermuten lassen – selbst größere Blöcke werden souverän geschluckt. Einmal eingestellt wählt man nur im Wiegetritt die zuschaltbare Plattformdämpfung des optimal einstellbaren Dämpfers. Dagegen zeigt sich die verbaute Reba (ebenfalls 100 mm) schneller überfordert – eine 120 mm Federgabel stünde dem Bike besser. Überhaupt stünden dem SANTA CRUZ Tallboy ein paar Zentimeter mehr Federweg sehr gut … aber dafür steht ja bald das Tallboy LT zur Auswahl, das die gleichen Handlingeigenschaften haben soll aber mit noch mehr Schluckfreudigkeit aufwarten soll.

Einzig die nicht ganz stimmige Ausstattung, mindert das Riesen-Potential des Bikes und verhindert, dass ich den Rahmen ganz ausfahren konnte. Die 160er Scheiben (vorne und hinten) waren definitiv unterdimensioniert, mit der dreifach Kettenblattkombi gab´s öfter mal harte Aufsetzter und die 2.1er Maxxis Crossmark Reifen sind etwas zu XC-lastigfür meinen Geschmack.

KURZTEST-FAZIT: Der erstklassige Rahmen des SANTA CRUZ Tallboy verspricht Trailspaß pur. Wie kaum ein anderes Bike vereint es den entspannten Soul eines Trailsurfers mit der Performance eines top-modernen Trailbikes. Mit kleineren Modifikationen in der Ausstattung wäre es ein nahezu perfektes Trail- und Tourenbike. Der Wunsch nach mehr Federweg ist ja bereits in Erfüllung gegangen.